Die Schlaggemeinschaft Tim und Uwe Müller aus Herbstein im Vogelsberg ist eine der Konstanten im Röhnfried Courier. Zeigt man doch seit Jahren super Reiseleistungen und ist zum anderen mit einer großen Fachkenntnis bezüglich der sachgerechten Taubenversorgung ausgestattet. Vater und Sohn sind bekannte Gesichter auf dem Röhnfried Messestand und schon viele Züchter im In- und Ausland haben aufgrund der zahlreichen Tipps von Tim und Uwe zu besseren Reiseleistungen gefunden. Genügend Gründe, die beiden sympathischen Züchter näher vorzustellen.
Die Rahmenbedingungen für das Reisejahr 2018 mit seiner sehr stabilen Ostwetterlage waren alles andere, als günstig für die SG Müller.
Hat man doch innerhalb der RV Nidda eine der östlichsten Lagen. Insgesamt konnten trotzdem drei erste Konkurse sowie zwei weitere erste Konkurse auf der Jährigenreise erreicht werden. Glanzlicht war der Regionalgruppensieg beim 500-Kilometer Flug ab St. Pölten gegen 83 Züchter und 1.670 Tauben.
Aufgrund der oben beschriebenen äußeren Rahmenbedingungen sind Tim und Uwe mit den Ergebnissen der Saison 2018 sehr zufrieden. Eine Auflistung der Erfolge 2018 ist am Ende des Artikels zu finden. Der 600 Kilometer Flug konnte – wie vielerorts – aufgrund der extremem Hitze an dem dafür vorgesehenen Wochenende nicht durchgeführt werden.
Die Tauben
Star des Schlages Müller im Reisejahr 2018 war der 01078-15-293 (El Cid). 2018 flog er bei 13 Einsätzen 13 Preise mit 976,24 As Punkten. 2017 wurde er zwölftbester Vogel in Hessen. Vater dieses Ausnahmevogels ist der Stammvogel Louis, der mit verschiedenen Weibchen hervorragende Nachzucht bringt.
Der 01078-16-102 (Pancho) flog 2018 12 Preise mit 894,71 As Punkten sowie einem ersten Konkurs von Plattling. Sein Reisejahr 2017 war ebenfalls von absoluten Spitzenpreisen geprägt. Hier konnte er u. a. mit 5 ersten Konkursen in der „Jährigenliste“ der RV besonders glänzen. Vater des 102 ist ein originaler Leo Heremans, Mutter ist die „Helene“, welche ihrerseits bereits 12 Preise flog und laut Tim eine „Spitzenfliegerin par excellence“ ist. Die „Helene“ ist eine Raeymaekers-Nachzucht aus Belgien.
Ein weiterer Topper 2018 war der Chinese (CHN-15-0089372). Er erzielte mit 11 Preisen 848,57 As Punkte. Sein Vater ist ein Original Peeters van Crombruggen Vogel und seine Mutter ist eine Tochter der Stammtäubin 1848 (Micheline).
Der Taubenschlag
Oberhalb der Schreinerwerkstatt haben die Müllers ein Taubenparadies geschaffen. Der Innenausbau erfolgte aus Vollholz, was sich positiv auf den Feuchtigkeitshaushalt im Schlag auswirkt. Neben der Wärme aus der geheizten Schreinerwerksatt können bei feuchter Witterung oder nach Flügen, bei denen die Tauben nass geworden sind, zusätzliche Wärmewellenheizungen das Schlagklima positiv beeinflussen. Auch im Witwerschlag befinden sich neben den Zellen viele Nischen und Sitzgelegenheiten. Hiermit soll das Territorialverhalten der Witwer gestärkt werden. Die Be- und Entlüftung der nach Süden ausgerichteten Schläge erfolgt ausschließlich über den Dachbereich und die Ausflüge. Hier wurde baulich darauf geachtet, dass keine Zugluft entstehen kann. Zusätzlich wurde die nach Norden ausgerichtete Dachhälfte gegen Kälte isoliert. Auch im Jungtierschlag ist diese Bauart erkennbar. Ergänzt werden die Räumlichkeiten über der Werkstatt durch Einzelabteile für besondere Zuchtvögel. Im Garten befindet sich zudem eine neue Zuchtvoliere, in der der Großteil der Zuchttauben untergebracht ist.
Die Zucht
Die Zuchttauben werden im Dezember angepaart. Insgesamt sorgen 22 Paare für Nachwuchs. Davon werden sieben Paare in Einzelboxen untergebracht. Die Witwer werden trocken gespielt und demzufolge später (Mitte März) angepaart. Man lässt sie überbrüten, da nach Meinung der Züchter der nicht gefütterte Kropfschleim mit seinem hohen Eiweißgehalt formsteigernd wirkt. Trotzdem sollen die Witwer 2019 erstmals Jungtiere aufziehen. Für den Eigenbedarf werden 80 – 100 Jungtauben abgesetzt. Außerdem holt man sich in jedem Frühjahr von einigen Spitzenzüchtern in Deutschland, Belgien oder Holland 8- 10 Junge hinzu und testet diese intensiv auf der Reise.
Das System
Bei den Alttauben wird Witwerschaft mit Vögeln gespielt. Im Jahr 2018 wurden zu Reisebeginn 49 Tauben gesetzt. Die Jungtiere wurden vom Brettchen gespielt, nicht verdunkelt, jedoch belichtet und auch nicht nach Geschlechtern getrennt. Die Jungtierreise wurde mit 88 Tauben begonnen.
Der erste Freiflug erfolgte aufgrund des rauen Klimas im Vogelsberg erst gegen Mitte März. Vor der Saison wurden die Alttauben 4-5 Mal und die Jungtauben 6-10 Mal privat auf Entfernungen bis 30 km vortrainiert. Auf Zwischenflüge wurde komplett verzichtet. Lediglich wenn sich die Tauben auf einem Preisflug sehr schwer getan haben, wurde ein Zwischenflug von 10 km eingelegt, um das Selbstbewusstsein der Tiere zu fördern. Die Vögel der SG Müller trainieren morgens für rund 1 Std. Wobei die Versorgung aufgrund der Arbeitsbelastung in der Schreinerei sehr unregelmäßig erfolgt. Der Reiseleistung tat und tut das keinen Abbruch.
Nach der Ankunft werden die Tauben nach ca. zwei Stunden getrennt. Es kommt im Saisonverlauf auch vor, dass das Züchterduo die Partner über Nacht zusammen lässt, um die Paarbindung zu stärken. Auch kann es sein, dass man im Rahmen des Freiflugs einige Weibchen zu den Witwern lässt. Badetag ist grundsätzlich am Einsatztag. Eine zusätzliche Motivation der Tauben erscheint den Züchtern nicht erforderlich. Vielmehr legt man Wert auf eine besondere Beziehung zwischen Mensch und Tier. Hier in Herbstein ist man der festen Überzeugung, dass ein enger Kontakt zwischen Züchter und Taube einen wesentlichen Bestandteil der Motivation darstellt.
„Viel züchten, hart selektieren“, lautet das Motto der SG Müller. Vater und Sohn sind sich einig: „Auch eine Taube mit zweistelliger Preisausbeute muss weichen, wenn sie wenig AS-Punkte erringt.“ Die SG verlangt von einer „guten Reisetaube“, dass sie sich in 75 % ihrer Einsätze im ersten Viertel der Preisliste einreiht. So bewahrt man sich ein hohes Leistungsniveau. Die Jungvögel werden hingegen komplett in die Reisemannschaft übernommen.
Die Versorgung
Gefüttert wird in der Reisesaison über die gesamte Woche eine Mischung aus sechs bis acht Futtersorten. Hierbei haben die Firmen Mifuma und Betz das Vertrauen der Müllers. „Regeneration“, „Trumpf“ „Superkraft“, „Protein Power“, „Power Mix“ sowie einzelne Saaten werden nach Gefühl gemischt. „Aktiv Perle“ und „Immunperle“ werden zusätzlich ergänzt. Ab der zweiten Saisonhälfte wird der Anteil der energiereichen Futtersorten erhöht. Täglich wird dem Futter etwas Hanf beigemischt. Ebenso ist täglich frischer Grit aus dem Hause Röhnfried selbstverständlich. Nüsse werden zum „Spielen“ verwandt.
„In den Wintermonaten bekommen die Tauben die Natur zu spüren. Hin und wieder geben wir Oxyzell Kräuterhefe und Kräuter-Mix, UsneGano oder Hexenbier. Ins Wasser bekommen sie ständig Avidress Plus“, berichtet Uwe über die Zeit, in der die Tiere den Schlag nur in die Voliere verlassen können. „Durch die Gabe von Avidress bleibt die Keimbelastung in der Tränke quasi bei „0“. So setzt sich jede Taube für sich mit „ihrem eigenen Immunsystem“ auseinander, ohne dass weitere Tiere über das Trinkwasser angesteckt werden können, falls doch einmal eine Keimbelastung im Bestand auftreten sollte. UsneGano vereint die positiven Eigenschaften der Bartflechte und Oregano. Es ist sehr wohltuend, sowohl für die Verdauung, als auch für die oberen Luftwege. Ein herrliches Produkt auf ganz natürlicher Basis. Das Hexenbier könnte in der Tat von einer echten „Kräuterhexe“ gebraut sein: Zwiebeln, Honig, Propolis, Echinacea, Holundersaft, Bartflechte und Knoblauch sorgen für ein tolles Gefieder (besonders in der Mauserzeit zu empfehlen), rosa Brustfleisch und weiße Nasenwarzen.“
Vor dem ersten Preisflug wird an sieben Tagen eine Mischung aus Atemfrei und Avimycin über das Futter gegeben, um die Atemwege zu entlasten. Und mit Beginn des Freiflugs ergänzt Carni-Speed die tägliche Tränke. Am Ankunftstag und ggf. am Tag vor dem Einsetzten befinden sich Bt-Amin, Rotosalund Elektrolyt 3Plus im Wasser. Am zweiten Tag nach der Heimkehr stehen Hessechol und UsneGano auf dem Plan. K+K Protein 3000 (Eiweiß) am Wochenanfang und Blitzform zur Wochenmitte sind ebenfalls Kernbestandteile des Versorgungsplans. Zudem wurde der Futterplan 2018 um Pavifac-Spezialbierhefe sowie Oxyzell Kräuterhefe flüssig ergänzt.
Im Bereich der gesundheitlichen Versorgung/ Vorsorge wird wie folgt vorgegangen:
Die Schlaghygiene ist nach Ansicht vom Tim das A und O. Der Infektionsdruck sollte während der Saison so gering, wie nur möglich gehalten werden. Zu Beginn der Saison werden die Schläge ausgewaschen, mit Desinfektion Pro desinfiziert und nach dem Trocknen mit Avibac-Stabilizer benebelt. Darüber hinaus werden die Witwerschläge im Zweiwochenrhythmus ausgebrannt und danach ebenfalls mit Avibac benebelt. Bei heißem Wetter erfolgt der Einsatz von Avibac auch während der Woche. Die Reinigungsgeräte werden täglich desinfiziert.
Pro forma werden die Tiere in jedem Jahr Ende Januar bei Dr. Warzecha und während der Saison im Dreiwochenrhythmus in der Geflügelklinik in Gießen untersucht. Medikamente werden ausschließlich in Abstimmung mit dem jeweils behandelnden Tierarzt gegeben. Der „Impfkalender“ der Alttiere sieht im November die Impfung gegen Paramyxovirose vor, im Februar folgt die Paratyphus-Impfung und gegen Pocken wird vor den ersten Trainingsflügen Anfang März geimpft.
Schlusswort vom Spitzenzüchter Uwe Müller
Übersicht über alle Erfolge 2018 der SG Tim und Uwe Müller
1. RV-Meisterschaft 57 Preise und 3.951,45 AS-Punkte
1. Bester RV-Vogel 13/13 Preise mit 976,24 AS-Punkten
2. Bester RV-Vogel 13/12 Preise mit 894,71 AS-Punkten
6. Bester RV-Vogel 13/11 Preise mit 848,57 AS-Punkten
1. RV Männchenmeister 57 Preise und 3.951,45 AS-Punkten
1. RV-Kellermeier EDV Meisterschaft 3.707,44 AS-Punkte und 44 Preise
1. RV-Verbandsmeisterschaft 30 Preise und 2.545,84 AS-Punkte
1. Verbandsjährigen Meisterschaft 13 Preise und 815,91 AS-Punkte
1. Meisterschaft die Brieftaube 40 Preise und 3.355,75 AS-Punkte
1. Klinik Cup 29 Preise und 1.873,77 AS-Punkte
1. AS-Vogel des Verbandes 4 Preise und 341,58 AS-Punkte
2. RV-Jährigen Meister 49 Preise und 2.894,17 AS-Punkte
3. Bester RV-Jähriger Vogel 13/11 Preise mit 668,03 AS-Punkte
4. Bester RV-Jähriger Vogel 13/11 Preise mit 655,03 AS-Punkte
3. Regionalverbandsmeister mit 20 Preise und 1.381,45 AS-Punkte
3. Regionalverbands Vogelmeister mit 15 Preise und 1.101,52 AS-Punkte
6. Regionalverbands Jährigenmeister mit 12 Preise und 888,59 AS-Punkte
6. Bester Vogel des Regionalverbandes mit 5 Preisen und 421,56 AS-Punkte
Ein Regionalgruppensieg auf St. Pölten 530 km gegen 1.670 Tauben!
3 mal 1. Konkurs