Jetzt war es soweit, dass der Weg mich wieder Richtung Bergisch-Gladbach, um genauer zu sein nach Herkenrath, geführt hat. Was war passiert? Wie geht es dem erfolgreichen Züchtergespann heute? Viele Fragen wollte ich von unseren Verbandsmeistern des vergangenen Jahres, Veronika und Georg Fröhlingsdorf, beantwortet haben. Also machte ich mich an einem sommerlichen Septembertag auf den Weg, um den beiden einen Besuch abzustatten. Herzlich und freundlich wurde ich von dem sympathischen Paar mit Kaffee und Kuchen empfangen. Im vergangenen Jahr wurde viel über Versorgung, Haltung usw. berichtet. Als 1. Deutscher Meister ändert man an seinem erfolgreichen System wahrscheinlich nicht viel. Oder doch…?
Was passierte, als die tollen Erfolge in der Züchterwelt bekannt wurden?
„Es war eine aufregende Zeit, wir erhielten viele unzählige Anrufe bis spät am Abend. Wir empfingen Schlagbesuche von Züchtern aus ganz Europa, sogar ein Bus mit Züchtern aus England. Wahnsinn…“
Wie ist das Gefühl, bei der Siegerehrung auf der Bühne des Verbandes zu stehen?
„Es ist ein unglaubliches Gefühl, wir haben uns geehrt gefühlt im wahrsten Sinne des Wortes, ein tolles Erlebnis mit Gänsehaut. Sehr toll.“
Wurden die besten Tauben aus dem Jahr 2015 auch in diesem Jahr wieder gereist oder in den Zuchtschlag übernommen?
„Der As-Vogel auf Bundesebene wurde abgegeben und die anderen Tauben wurden wieder auf die Reise geschickt.“
Wie verlief die Saisonvorbereitung?
„Etwas schleppend. Am Jahresbeginn konnten die Tauben durch das Wetter nicht regelmäßig trainieren. Der Greifvogel hatte bereits in dieser Zeit massiv zugeschlagen, unter anderem wurden zwei Tauben mit 13/13 Preisen im Vorjahr geschlagen. Die Vorbereitung auf die anstehende Saison erfolgte wie in den Vorjahren auch. Begonnen wurde mit der Paarung am 15. Februar 2016 und der anschließenden Aufzucht der Jungtauben.“
Welche medizinische Begleitung wurde durchgeführt?
„Bei den Alttauben wurden zwei Kotproben untersucht, eine in der Verbandsklinik und eine weitere bei Dr. Marien. Alle Proben und Abstriche waren in Ordnung.“
Gab es in der Vergangenheit Probleme mit Krankheiten?
„Nein, eine Behandlung gegen Kokzidien etc. ist seit 10-15 Jahren nicht notwendig gewesen. Der gesamte Bestand ist in einem sehr guten Zustand.“
Wie erreicht man eine solche Grundgesundheit und was wird in der Versorgung bevorzugt eingesetzt?
„Im Winter bekommen die Tauben nichts außer gutem Futter. Während der Mauser werden Aminosäuren, Hessechol und Blitzform je einmal in der Woche verabreicht. Ganzjährig bekommen die Tauben Zucht- & Mauser-Mineral und ähnliche Gritmischungen verabreicht.“ Hessechol verfügt über die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin, Sorbitol und Cholin. Es sorgt für eine fehlerfreie Mauser der Tauben und ist in dieser Zeit vollkommen ausreichend.
Nachdem die Tauben gut gemausert haben, die Paarung und die Aufzucht erfolgt ist, kommen die Weibchen ein zweites Mal zur Eiablage?
„Nein, die Tauben werden vorher getrennt. Ein Junges zieht mit den Weibchen um und das andere bleibt beim Vogel liegen, bis es abgesetzt werden kann. Eine weitere Paarung mit Eiablage findet dann nicht statt.“
Wieviel Tauben wurden gezüchtet?
„Es wurden ca. 80 Jungtauben gezüchtet. Beim ersten Flug wurde mit 63 Jungtauben gestartet und bei den Alttauben haben wir mit 58 Tauben begonnen. Wir fliegen nach dem System der totalen Witwerschaft.“
Gab es in diesem Reisejahr Probleme mit schwierigen Flügen oder sonstige Auffälligkeiten?
„Ja, das Reisejahr war insgesamt sehr schwierig. Das Wetter war während der Alttaubenflüge einfach nicht stabil. Beim 7. Flug ab Straubing hatten wir eine Stunde Konkurs; das war nicht weiter schlimm, allerdings kamen danach keine Tauben mehr…. Sehr gute Tauben fehlten bis zum anderen Tag, u.a. der 20. As-Vogel auf Bundesebene aus dem vergangenen Jahr. Diese As-Tauben haben wir nach ihrer Ankunft sofort in den Zuchtschlag versetzt. Das Risiko, diese tollen Tiere zu verlieren, war uns zu groß. Aber nicht genug, bei den Jungtauben haben wir die Jungtierkrankheit gleich zweimal gehabt. Nach der ersten Vortour ging es los. Nachdem die Tauben wieder fit waren und wir einen sehr guten ersten Preisflug hatten, ging es wieder los. Wir haben auch auf dem letzten Jungtierflug nicht setzen können. Das war das erste Mal seit 30 Jahren, dass ein Flug nicht mitgemacht wurde. Wahrscheinlich haben wir einfach in der Gesundheitsvorsorge nicht gut aufgepasst und nach der Ankunft beim ersten guten Flug nichts zur Gesunderhaltung unternommen.“
Wo du es ansprichst, was haltet ihr von Kuren in der Saison?
„Um ehrlich zu sein, nichts. Richtige Kuren sollten nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt durchgeführt werden. Die Tauben müssen dann über mehrere Tage behandelt werden. In der Reisezeit ist dies nicht möglich. Es ist schon schwer, die Jungtierkrankheit während der Reise zu behandeln. Auch hier muss meistens eine Woche pausiert werden.“
Gibt es eine spezielle Vorbereitung der Jung- und Alttauben auf die Flugsaison?
„Eigentlich nicht. Die Tauben werden lediglich 10-15 Mal antrainiert, um gut eingeflogen in die Saison zu gehen. Die Alttauben werden dann während der Woche noch 1x privat gefahren, um die Motivation zu steigern bzw. die Liebe zum Partner zu fördern.“, antwortete Georg Fröhlingsdorf.
Was ist eurer Meinung nach wichtig während der Reise? Wie werden die Tauben versorgt und auf den Flug vorbereitet?
„Unsere Tauben bekommen 5x in der Woche Carni-Speed zur Konditionssteigerung, weiterhin geben wir Blitzform über das Futter. Die Tauben erhalten dadurch eine tolle Grundkondition und trainieren deutlich länger. Nach der Ankunft bekommen die Tauben Hessechol zur Förderung der Verdauung. Am Anfang der Woche geben wir ein Eiweißpräparat und löschen in der Woche das Futter mindestens 1x mit Bierhefe ab. Die Bierhefe enthält wertvolle Mineralien und Spurenelemente, sowie Vitamine des B-Komplexes. Gritmischungen stehen den Tauben während der ganzen Woche zur Verfügung. Die Jungen werden genauso versorgt wie die alten Tauben. Zusätzlich bekommen sie noch Jungtierpulver, um ihre Topform zu erreichen und die Widerstandskraft zu erhöhen.“
Nun eine Frage zur Zucht. Was meinst du, woran man eine gute Zuchttaube oder Reisetaube erkennt?
Georg Fröhlingsdorf antwortet: „Eine gute Reisetaube kommt früh nach Hause, am besten bei Flügen ab 400 km aufwärts. Die guten Zuchttauben zeichnen sich oft durch eine sehr starke Familie aus. Viele gute Tauben fallen dort aus einem Loch und das über Jahre. Diese Zuchtqualität gilt es früh zu erkennen und zu fördern.“
Was waren eure Leistungsträger 2016?
„Der Taubenbestand setzt sich überwiegend aus der Nachzucht des „Josef“ und „Belgisch Ei“ zusammen. Dieses Jahr war der 03318-12-789 ganz stark. Er wird bester Vogel im Regionalverband 407 und fliegt bereits 3x 12 Preise und 1x 11 Preise. Er ist ein Enkel des „Josef“, seine Mutter fliegt als Jährige auch 14/14 Preise! Sein Vater ist ein Vollbruder zum 1. As-Vogel auf Bundesebene im vergangenen Jahr. Sein Halbbruder ist der 03318-13-192, er hat väterlicherseits die gleiche Abstammung und ist mütterlicherseits ein Enkel vom „Darco“ (Dr. Marien). Die Mutter wurde von Florian Grundmeier gezüchtet. Dieser tolle Vogel wird Bester in der RV und fliegt 13/13 Preise. Das RV-beste Weibchen 2016 ist die 03318-13-183, sie ist eine Enkelin vom „Belgisch Ei“ und fliegt auch 13/13. Das sind drei Leistungsträger des Jahres 2016.
Was würdest du gerne ändern?
“Wir werden nichts ändern, es bleibt alles wie bisher. Wenn ich keine Angst vor einem Leistungseinbruch hätte, würden wir Volieren vor den Schlägen installieren. Da aber meine Bedenken zu groß sind, wird es nicht gemacht.” , so Georg Fröhlingsdorf.
Erfolge 2016:
1.RV Meister 2016 mit 61 Preisen
1.RV Jährigen Meister
1.RV Pokal Meister
1.RV Weibchen Meister
1.RV Männchen Meister
1.RV Weitstrecken Meister
RV beste Vögel: 1,2,4,5,6,8,…..
RV beste Weibchen: 1,7,8,9,10,11…….
RV beste jährige Vögel: 1,2,5,6……
RV beste jährige Weibchen: 1,3,4,6,…….
10 x 1. Konkurs