Man ist geneigt, von einem Déjà-vu zu sprechen, also dem Gefühl, eine neue Situation schon einmal erlebt zu haben. In der Saison 2014 lagen Roland und Denis Faber bundesweit und im RegV 150 in den unterschiedlichen Wertungen auf Spitzenplätzen, als man auf dem Endflug nur zwei Zähler in die Liste brachte. In der abgelaufenen Saison war es ähnlich, denn bis zum „500er“ buchte man pitzenplatzierungen auf allen Ebenen und dann folgte das gleiche Dilemma: Nur zwei der sechs Vorbenannten flogen Preis. Dabei war es kein „Verkrachter“, denn die anderen Angehörigen der Reisemannschaft kamen in der gewohnten Güte, was 48/28 Preise, darunter den 4., 6. und 12. im RegV belegen.
Dennoch, das Ergebnis war der Sturz aus den Spitzenrängen der nationalen Wettbewerbe und im RegV. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass witterungsbedingt der „600er“ zunächst verschoben und dann mangels der geforderten 25 Teilnehmer im RegV gar nicht mehr durchgeführt werden konnte. Eigentlich ein Armutszeugnis für einen RegV.
Bei den Jungtierflügen gab es ein Auf und Ab. Der 1. Flug verlief sehr gut (131/100 Preise) und war eigentlich zu leicht. Es folgte ein Katastrophenflug, bei dem ein Teil der Jungtauben sich über Tage herangeschleppt hat. Der 3. Flug lief wieder sehr gut (91/71 Preise). Vor dem 4. Flug bekamen von Dienstag auf Mittwoch ungefähr 60% der Jungen ein Leckauge. Für dieses epidemische Auftreten hat man bis heute keine Erklärung. Die Sportfreunde handelten schnell, jedes Tier wurde mit Avisana getröpfelt, die Befallenen wurden in einer Voliere separiert und zusätzlich wurde auf Anraten des Tierarztes gegen Schnupfen behandelt. Zur Sicherheit konnten nur 23 Tauben zum Einsatz gebracht werden, von denen 17 in die Liste kamen. Der 300er Regionalflug ist leider am vorgesehenen Wochenende ausgefallen, sodass man sich zusammen mit 3 Vereinskollegen entschlossen hat, im Nachbar RegV 100 an deren Regionalflug teilzunehmen. Dieser verlief unerwartet sehr gut (Plätze 1-11 in der Gesamtkonkurrenz und 43 Tauben in den Top 100 gegen 2922 Tauben). Der eigene Regionalflug wurde am darauffolgenden Wochenende nachgeholt und mit einem guten Ergebnis 96/57 und 17 Tauben unter den Top 100 abgeschlossen.
Witwerschaft und Totale
Die Fabers sind seit einigen Jahren im Röhnfried-Courier vertreten. Vieles wurde dabei über sie berichtet, sodass wir im folgenden Interview mit Denis einige Details der abgelaufenen Saison erfahren wollen. „2015 reisten wir sowohl nach der klassischen Witwerschaft mit Vögeln als auch nach der klassischen Witwerschaft mit Weibchen, d.h., die jeweiligen Partner werden nicht gesetzt. Hinzukamen noch ca. 15 Paare, die nach der totalen Witwerschaft gespielt wurden. Wir gingen mit ungefähr 110 Reise-
tieren in den Winter und nachdem der Bestand durch den Greif dezimiert wurde, kamen auf dem 1. Flug 97 Tiere zum Einsatz. Die gegenüber den Vorjahren deutlich höhere Zahl erklärt sich dadurch, dass wir am Ende der Jungtierreise eine große Anzahl von gut gereisten Youngstern hatten und wir keine Möglichkeit zu einer umfassenden Auslese sahen, schließlich sind wir mit der Truppe doch im letzten Jahr 2. Deutscher Meister geworden. Daher verwundert es auch nicht, dass der Anteil der Einjährigen bei ungefähr 75–80% lag. Trotz des verpatzten „500ers“ bewerten wir die Saison als zufriedenstellend, wir waren oft mit mehreren Tauben unter den Top 10 platziert, auch in der großen Liste.“
Wie trainierst du eure Tauben vor bzw. zwischen den Flügen?
„Wir nehmen an allen Vorflügen der RV teil und fahren privat ca. 10 Mal. Zwischen den Flügen fahren wir in der Regel einmal die Woche, meistens donnerstags, also am Tag vor dem Einsetzen auf 50 km. Am Haus haben die Männchen und die Weibchen zweimal täglich Freiflug, wenn es das Wetter zulässt, für ungefähr 45 Minuten. Die Jungtauben kommen einmal täglich, ab Juni zweimal am Tag in die Luft. In diesem Jahr flogen sie freiwillig 1,5-2 Stunden täglich, das war schon extrem. In diesem Jahr haben wir 150 Jungtiere für den eigenen Bedarf gezogen.“
Werden gute Jungtauben auch gute Alttauben?
„Nein, keineswegs. Aber die Erfahrung der letzten 10 Jahre zeigt, dass gute Alttauben meistens auch gute Jungtauben waren, besonders wenn sie sich auf den anspruchsvollen Flügen in der Spitze gezeigt hatten. Ein schwieriges Kapitel ist sicherlich die Auslese. Für uns spielen Vitalität, Körperbau, Spitzenpreise und Abstammung die entscheidenden Rollen.“
Welche Tauben kommen in den Zuchtschlag?
„Zunächst späte Jungen aus den eigenen besten Tauben, sowohl aus dem Zucht- als auch aus dem Reiseschlag. Ob in Linie verpaart oder gekreuzt ist sekundär, Hauptsache, beide Eltern sind top. Neuanschaffungen müssen aus Ausnahmefliegern stammen (Olympiatauben, Nationale As-Tauben, Spitzenflieger usw.). Es müssen bewiesene Reisetauben sein. Für uns gilt der Grundsatz: Der Spitzenpreis sollte in der Familie, in der Abstammung verankert sein. Und natürlich muss die Taube uns optisch gefallen. Wir führen fast ausschließlich die Kreuzungszucht durch, wenn die Nachkommen für die Reise vorgesehen sind. Ein Großteil der Zuchtpaare wird jedes Jahr umgepaart.“
Stelle uns bitte deine fünf besten Leistungstauben der Saison vor.
0901-14-213w: 2015: 13/11 Pr., 3197 km u. 1004,38 AP. 1.As-Weibchen der RV 2015, 1.As-Weibchen Jährige der RV 2015, 6.As-Jungtaube der RV 2014.
0901-14-26w: 2014: 7/7 Pr., 2015: 13/13 Pr., 3914 km u. 795,64 AP. Bestes jähriges Weibchen der RV 2015, 2.Bestes Weibchen der RV 2015, 7.As-Weibchen Jährige der RV 2015.
0901-14-6: 2015: 12/10 Pr., 2921 km u. 908,83 AP. 1.As-Taube Amazing Wings Mai 2015, 1.As-Männchen der RV 2015, 1.As-Männchen Jährige der RV 2015.
0901-14-168: 2015: 12/10 Pr., 2766 km u. 782,32 AP. 2.As-Männchen Jährige der RV 2015, 4.As-Männchen der
RV 2015, 15.As-Taube Amazing Wings Mai 2015, 23. As-Taube Amazing Wings Juni 2015.
0901-14-93w: 2015: 13/12 Pr., 3604 km
u. 864,46 AP. 3.Bestes jähriges Weibchen der RV 2015, 4.As-Weibchen Jährige der RV 2015.
Stelle uns bitte die Röhnfried-Produkte vor, die in eurem Programm Anwendung finden.
„Seit 2010 kam es zu einer engen Zusammenarbeit mit Alfred Berger. Aber bereits in den Jahren davor wurden Produkte der Firma Röhnfried genutzt, jedoch nicht in dem Umfang und mit einem ausgearbeiteten Versorgungskonzept wie heute. Seitdem werden die Produkte nicht einfach blind eingesetzt, sondern in bestimmten Situationen bestimmte Produkte. Man kann also sagen, dass wir das ganze Jahr über, abhängig von der Belastung und der Aufgabe der Tiere, auf die gesamte Produktpalette zurückgreifen. Aus der Vielzahl der von uns eingesetzten Mittel möchte ich auf das Taubenfit E 50 verweisen, welches das ganze Jahr über zwei Tage in der Woche bei den Zuchttauben eingesetzt wird und für eine hohe Befruchtungsrate sorgt. Zur Vorbereitung auf die Reise ist das Avimycin Pulver ganz wichtig, denn es bringt im Frühjahr unsere bis dahin festgesetzten Tauben besser in Schwung. Und während der Reise geht es natürlich nicht ohne Blitzform, das mittwochs in der Dosierung 3ml/l zum Einsatz kommt. Die Tauben reagieren gut auf die Produkte. Sollten wir feststellen, dass die Wasseraufnahme beeinträchtigt wird, werden die Produkte, die sonst für das Wasser bestimmt sind, über das Futter gereicht, wie
z. B. Hexenbier oder Taubengold.“
Worin liegt deiner Meinung nach euer Erfolg begründet?
„An erster Stelle stehen die guten Taube und eine harte Auslese. Dann natürlich die hervorragende Gesundheit und ein vernünftiges Versorgungskonzept. Letztlich ist der Züchter gefordert, der mit Fleiß, Zeitaufwand und Geschick den Bestand führt.“
In Bremen sagt man „Drei Mal ist Bremer Recht“, was so viel heißt, dass man sich nach zwei misslungenen Versuchen an irgendwas mit diesem Ausspruch immer herrlich herausreden kann. Es heißt aber auch, dass die liberalen Bremer jedwedem drei Mal eine Chance einräumen. Übertragen auf die beiden Hamburger Sportfreunde bedeutet es nichts anderes als: Jungs, jetzt muss es aber 2016 endlich mit dem Vorbenennen klappen.