Irgendwie stand die Saison 2017 für Frank Book (45) unter keinem guten Stern. Zunächst einmal sorgte der Umbau seines Wohnhauses zu Saisonbeginn für viel Chaos, musste die vierköpfige Familie doch über einen längeren Zeitraum im Wintergarten verbringen. Dann brach sich die 6-jährige Tochter Jule im Kindergarten den Arm. Wenig später ereilte Franks Schwiegermutter das gleiche Missgeschick. Und als dann noch Ende Februar beim dritten Freiflug nach der winterlichen Festsitzphase der 076-15-35, seines Zeichens mit 13 x 12 Preisen bester Vogel der RV im Jahre 2016, ein Opfer des Raubvogels wurde, war die Motivation unseres Sportfreundes endgültig im Keller. Bereits 2016 hatte unser Sportfreund großes Pech gehabt, als er auf Platz 6 der vorläufigen Deutschen Verbands-Jährigenmeisterschaft lag und dann bei der Prüfung der Unterlagen festgestellt wurde, dass für einen Flug der Uhrenstreifen fehlte und stattdessen nur eine Ankunftsliste in den RV-Unterlagen vorhanden war. Der geforderte Uhrenstreifen war unwiederbringlich, denn die Daten werden ja bekanntlich für den nächsten Flug gelöscht.
Mit vielen Fragezeichen ging es an den Saisonstart. Wie würde sich die Mannschaft schlagen? Schließlich hatte man drei Spitzenvögel aus der Truppe genommen und in den Zuchtschlag gesetzt. Der 076-15-5 flog in 2016 13 x 12 Preise und wurde mit den 10 in die Wertung kommenden Preisen und 899,35 AP 1. As-Vogel im RegV. Der 076-14-1101 flog 12 x 12 Preise. Mit den für die Wertung geltenden 10 Preisen erzielte er 793,76 AP und wurde damit 15. As-Vogel im RegV 410 Ems-Vechte-Dinkel, in dem 14 RVen und 728 Mitglieder konkurrieren. Und last but not least fand der 076-13- 868 in der Voliere seine neue Heimat.
Ein dicker Patzer
Dennoch ließ sich die Saison 2017 zunächst gut an und auf dem 3. Preisflug konnte man mit den ersten drei Konkursen an alte Erfolge anknüpfen. Dann folgte ein Flug mit starkem Rückenwind, der die Tauben mit mehr als 1.900 m/min nach Hause wehte und einige Spitzentiere wohl über das Ziel hinaus, denn der 076-16-256, bis dahin 4/4 Preise, darunter einen „Ersten“, blieb auf dem Felde der Ehre. „Und dann machte ich einen kapitalen Fehler. Obwohl mir auffiel, dass die Truppe nicht mehr so gut wie gewohnt am Haus trainierte und auch der Kot nicht mehr so gut wie gewohnt aussah, unternahm ich zunächst nichts. Ich glaubte, mit verstärkter Eiweiß- und Fettfütterung die Witwer wieder in Schwung zu bekommen. Das Ergebnis war, dass man blaues Brustfleisch feststellen konnte. Erst als die Flugergebnisse sukzessiv nachließen, besonders was die Spitzenplatzierungen anbelangte, holte ich mir bei Alfred Berger Rat und konsultierte den Tierarzt René Becker. Der stellte fest, dass die Tiere sich mit Colibakterien infiziert hatten. Nach der Therapie mit einem geeigneten Arzneimittel, verstärktem Einsatz von Rotosal + Bt-Amin zum Formaufbau und Entrobac + Immunbooster sowie Avimycin zur Stabilisierung der Darmflora und der oberen Luftwege und leichterer Fütterung sah man, wie die Mannschaft von Tag zu Tag aufblühte. Dennoch waren ungefähr drei Wochen vertan und auch wenn die Tiere auf den letzten drei Flügen zur gewohnten Form aufliefen, konnte der Rückstand bei den verschiedenen Meisterschaften nicht mehr komplett aufgeholt werden. Trotz dieses Kardinalfehlers wurde ich noch 3. RV-Meister und stellte mit dem 076-16-245 (aus 927 x 6) den besten jährigen Vogel der RV. Er flog zunächst 7 x 7 Preise, patzte denn dreimal aus den bekannten Gründen und flog dann noch 10 Preise mit einem 1. Konkurs. Und eine Preisausbeute von insgesamt 62,28 % fliegt auch nicht jeder. Spitzenvogel der abgelaufenen Saison wurde der 076-15-25 mit 10 Preisen und 857,14 AP (2016: 10 Preise mit 807,52 AP). In zwei Jahren flog er folgende Spitzenpreise: 1., 2., 2., 2., 3., 3., 3., 5., 7., 7., 8., 9., 11. usw. Wenn man die Umstände betrachtet, war es round about eine zufriedenstellende Saison. Von den 19 Vögeln, die ich an den Start brachte, sind nur vier ausgeblieben.“
National hätte Frank ohnehin nicht punkten können, denn der 600er musste auf 330 km zurückverlegt werden. „Für die Jungtierreise bin ich optimistisch. Ich habe 24 junge Vögel, die einen guten Eindruck machen und toll trainieren“, schaut Frank zuversichtlich in die Zukunft.
Sie fliegen auch woanders
„Was mich besonders freut, ist die Tatsache, dass abgegebene Tiere selbst oder mit ihren Nachkommen bei anderen Sportfreunden glänzen konnten“, sagt Frank und führt einige Beispiele an. Heinz Pier, RV Coesfeld, RegV 408, Endflug Pocking (603 km): 08611-16-1282 W (Mutter originale Book) fliegt den 1. Konkurs im RegV gegen 3.511 Tauben und ist gleichzeitig Miterringerin der Goldmedaille. Heiner Schlicker, RV Schüttorf, RegV 410, Flug ab Rottendorf (346 km): 07402-16-337 (Mutter originale Book) fliegt den 2. Konkurs im RegV gegen 4.856 Tauben. Michael Faber in 2016, RV Nordhorn-Süd-West, RegV 410, Flug ab Geisenfeld (526 km): 02730-15-1425 (Vater originaler Book)fliegt den 1. Konkurs in der RegVGrp gegen 2.138 Tauben. Willi Schoo, RV Nordhorn, RegV 410: Aus der 076-12-624 (RV-Beste Jungtaube bei Frank Book, Geschenk an Willi Schoo) fallen bisher 10 x 1. Konkurs-sieger. Aktuell in 2017: Der 05490-14-5 wird 2. Bester Vogel der RV Nordhorn. Insgesamt fliegt der Vogel schon 4 x 1. Konkurs. Meike und Helmuth Zurich, RV Wettringen, RegV 410: Der 05490-16-179 (aus 076-12-624 W, originale Book) wird in 2017 2. Bester Vogel der RV (2 x 1. Konkurs), 2. As-Jährigenvogel im RegV, 8. As-Vogel im RegV und ist Miterringer der 5. RegV-Meisterschaft und 3. RegV-Jährigenmeisterschaft. Arnold Mönnich, RV Schüttorf, RegV 410: Die 07402-16-315 wird 12. As-Jährigenweibchen im RegV, Miterringerin der 6. RegV-Weibchenmeisterschaft und 8. RegV- Jährigenweibchenmeisterschaft. Die SG Stühler u. Heller, RV Kirchheimbolanden, RegV 650: Aus dem 076-11-283 fallen bisher 4 x 1. Konkurs, u.a. im RegV gegen 10.276 Tauben und der beste Jährige der RV. Ein Enkel wurde 2017 2. Bester Vogel der RV mit 13 Preisen und 1.025,03 AP. Jan Gosen, RV Emlichheim-Uelsen, RegV 410, in 2016: 05073-16-221 (Nachzucht Book) wurde 7. As-Jungtaube im RegV. Werner Frahling, RV Coesfeld, RegV 408: Der 06418-13-209 (Mutter originale Book) wurde in 2014 RV-bester Jähriger mit einem 1. Konkurs und wurde 3. Beste Taube der RV in 2015.
Klasse statt Masse
Um unseren neuen Lesern unseren Sportfreund vorzustellen: Frank und sein jüngerer Bruder Stephan üben im niedersächsischen Nordhorn den Brieftaubensport mit einer kleinen Reisemannschaft auf hohem Niveau aus. Gespielt wird von Franks Grundstück aus. Frank stammt aus einer Taubenzüchterfamilie, denn sowohl sein Vater als auch der Onkel gingen diesem Hobby nach. Mittlerweile ist er eine feste Größe in der RV Nordhorn-Südwest und auch im RegV sorgt er immer wieder für Aufmerksamkeit. Wer nun glaubt, diese Leistungen seien nur mit einer großen Reisetruppe und einem umfangreichen Zuchtbestand möglich, der irrt. Lediglich 10 Paare bevölkern den Zuchtschlag, und auch die Reisemannschaft ist nie größer als 20 Vögel. Der Stamm geht auf Tauben der niederländischen Schlaggemeinschaft Gerard und Remco Schuiling aus Wijhe zurück. Neueinführungen von Heremans-Tauben zeigten sich als Passer und Verstärkungen. Frank ist voll berufstätig und an der ersten Stelle steht für ihn die Familie. Das ist auch der Grund, warum hier nicht mit einer größeren Truppe gespielt wird oder Weibchen zum Einsatz kommen.
Ein bewährtes System
Seit mehreren Jahren sind die Produkte von Röhnfried hier nicht mehr wegzudenken. Kompromisse in der Versorgung gibt es für Frank nicht, er fährt mit Röhnfried sehr gut und sieht keinen Grund, die Pferde zu wechseln. In die 1. Tränke nach Rückkehr der Tauben kommen BT-Amin forte und Rotosal. Blitzform wird am 3. Tag nach der Heimkehr über das Futter und am 4. Tag über das Wasser gereicht. Am 4. und 5. Tag kommt RO 200 ready ans Futter. Hinzu kommen in regelmäßigen Abständen Jungtaubenpulver, Entrobac und Moorgold. An drei Tagen in der Woche wird dem Trinkwasser Avidress zugesetzt, außerhalb der Reisesaison sogar jeden Tag.