Sehr geehrter Herr Berger,
mein Name ist F. und ich reise mit meinem Vater zusammen im RegV 4….. und dies seit einigen Jahren mehr als ordentlich.
Nachdem bei unseren Jungtauben im letzten Jahr trotz Impfung PMV ausgebrochen ist, haben wir zu diesem Jahr einige Veränderungen vorgenommen und sind so, auch in Absprache mit unserem Freund Daniel Becker, auf die Produkte der Firma Röhnfried gestoßen.
Seitdem geben wir bspw. dem Wassertäglich Avidress-Plus bei und tatsächlich: Selbst in der Taubenklinik wird sich schwer getan auch nur eine einzige Trichomonade in den Abstrichen unserer Tauben zu finden.
Nun ist es so, dass wir in dieser Saison ein wirkliches Problem mit der Schiefflieger-Problematik haben und bislang 6 Tauben nicht mehr setzen können. Da wir in den letzten 5 Jahren insgesamt maximal 1-2 solcher Fälle haben, grübeln wir derzeit selbstverständlich in jede Richtung.
Dabei wurden wir durch den Artikel von Frau Dr. Peus aufmerksam, die auf einen möglichen Zusammenhang zwischen angesäuertem Trinkwasser und dem Schieffliegersyndrom hinwies. Nach persönlicher Rücksprache mit ihr musste ich feststellen, dass sich dies aber eher auf Vermutungen stützt als auf Fakten.
Da ich ihre Artikel und ihre Meinung sehr schätze, wende ich mich nun direkt an Sie und wollte fragen ob sie diesbezüglich Zusammenhänge oder Ansätze zur Lösung sehen.
Vielen Dank im Voraus für ihre Mühe.
Guten Tag Sportfreund F.,
ich komme nun noch einmal ausführlicher auf die Ausgangsfrage zurück und möchte sie in diesem Zusammenhang darum bitten uns Ihre Einverständnis zu erklären, Ihre Frage mit der Antwort auf unserer Website zu veröffentlichen. Wenn von Ihnen gewünscht auch nur anonymisiert.
Nun zur Ausgangsfrage:
Eine Entmineralisierung von Knochen, Muskeln und Bänder durch eine massive Ansäuerung des Trinkwassers, entbehrt jeder Grundlage.
Man muss ganz klar Abgrenzen und Differenzieren, ob man über ein „Ansäuern des Blutes“ oder des Trinkwassers spricht.
Hierbei handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Organe, die zwar über die Schleimhäute in Verbindung stehen, jedoch physiologisch klar abgegrenzt sind.
Uns Interessiert zunächst einmal nur was mit den zugesetzten Säuren im Trinkwasser passiert?
Säuren haben die Eigenschaft Protonen abzugeben (Donator).
Calcium gehört zu den Mineralien und sind chemisch betrachtet Metalle bzw. unedle Metalle.
Säuren sind nun in der Lage mit unedlen Metallen zu reagieren. Hierbei entsteht Wasserstoff und ein Salz.
Einfach ausgedrückt reagieren Säuren im Trinkwasser mit gelösten Mineralien und binden diese.
Jetzt könnte man ableiten, dass damit ein Mangel an verfügbaren Mineralien entsteht.
Bei einer üblichen Fütterung von Grit und Taubensteinen ist dies aber ausgeschlossen.
Wie wir alle wissen, reicht die im Trinkwasser enthaltene Mengen an Mineralien nie aus, um den Tagesbedarf der Tauben zu decken.
Es kommt also in normalen Beständen immer zu einer ergänzenden Mineralienversorgung über die üblichen Mineralfutter.
Bei gesunden Tieren kann es damit niemals zu einer Unterversorgung an Mineralien aufgrund von Futtersäuren im Trinkwasser kommen.
Betrachten wir jetzt noch die Frage, ob die über das Trinkwasser zugeführten Säuren das Blut ansäuern?
Dies ist ausgeschlossen. Die mit der Nahrung oder dem Trinkwasser aufgenommenen Säuren gelangen nach der Magenpassage in den Dünndarm.
Übrigens genau wie die im Magen gebildete körpereigene Magensäure (Salzsäure HCL) werden auch die „Futtersäuren“ im Dünndarm durch Bikarbonat aus der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) neutralisiert.
Im Dünndarm finden wir einen pH-Wert von ca.8, da die im Dünndarm aktiven Verdauungsenzyme bei pH-Wert 8 ihre höchste Verdauungsaktivität haben.
So wie das Pepsin im Magen bei pH-Wert 1-3 seine höchste Aktivität hat.
Im Dünndarm werden die Futtersäuren also neutralisiert und anschließend auch verdaut und werden sogar als Energieträger im Stoffwechsel genutzt.
Damit gibt es keinen Zusammenhang zwischen einer Ansäuerung des Blutes und einer damit in Verbindung stehenden möglichen Entmineralisierung!
Sollte eine „Entmineralisierung“ die Ursache der Schiefflieger (Verletzungen) sein, dann liegt die Ursache der „Entmineralisierung“ nicht im Ansäuern des Trinkwassers.
Wir können als verantwortungsbewusstes Unternehmen nach wie vor die ganzjährliche Fütterung von Avidress Plus, pH-Optimal oder auch Avitestin auch in allen Stress- und Belastungsphasen, so wie in unseren Versorgungsplänen und Fütterungsempfehlungen beschrieben, uneingeschränkt empfehlen.
Die Prophylaxe und Behandlung der Schiefflieger ist ein großes Thema mit dem wir uns schon lange auch beschäftigen.
2008 hatten wir auch ein homöopathisches Medikament für genau diese Anwendung im Sortiment.
Obwohl die Erfahrungen damit sehr gut waren mussten wir dieses Präparat wieder vom Markt nehmen, da zu geringe Absatzmengen eine weitere Produktion nicht ermöglichten.
Danach hat sich eine größere Anzahl an Züchter gemeldet, die darauf nicht verzichten wollten.
Sobald wir hierfür wieder etwas Sinnvolles anbieten können werden wir das über die diversen Medien kommunizieren.
Bis dahin kann ich Ihnen nur empfehlen, die tägliche Belastung des Trainings zu reduzieren!
Also schlicht die Tauben nicht so lange fliegen lassen.