Auch die Weibchen können es

Erstmals seit zwei Jahren berichten wir wieder über Karsten (49) und Matthias Ploog (50), den Meisterschlag aus Bad Schwartau. Und das zu Recht, konnten sich die beiden Sportfreunde am Abschluss der Alttierreise 2015 in der RV-Meisterschaft des Verbandes mit der höchsten Punktzahl bundesweit an die Spitze katapultieren. Hinzu kam u. a. Platz 21 im bundesweiten Wettbewerb der Zeitschrift „Die Brieftaube“. Auch in der RegVGrp konnte man sich die Krone aufsetzen. Zeit also, zu erfahren, was sich seit der letzten Berichterstattung getan und besonders geändert hat.

Spiel mit Weibchen

Seit 2013 spielen Karsten und Matthias auch mit Weibchen. In dem Jahr wurden die damals jährigen Täubinnen bis 400 km
gesetzt. In den beiden Folgejahren ging man dann neben der Männchen-Mannschaft mit 24 Weibchen an den Start. Und wie nicht anders zu erwarten, taten die Amazonen es ihren erfolgreichen Brüdern gleich. Nehmen wir daher das System etwas näher unter die Lupe.
Gespielt wird mit den Weibchen nach der klassischen Witwerschaft, d.h., die Partner bleiben zu Hause. „Aus unserer Sicht ist die wichtigste Herausforderung, die Weibchen über einen Zeitraum von
15 Wochen so zu führen, dass sie sich nicht untereinander paaren. Dazu haben
wir zwei Schläge, sodass im Falle der Gefahr die jeweiligen Paare getrennt werden können“, erklärt Matthias. „Einsperren in die Zelle wäre eine Alternative, doch dann rufen einige Weibchen wie die Weltmeister und machen den Rest der Mannschaft nervös. Nach der morgendlichen Fütterung gehen die Weibchen in die Voliere und verbringen dort den ganzen Tag. Abends gegen 19.00 Uhr bekommen sie dann Freiflug, den sie mit ca. einer Stunde ausgiebig nutzen. Wenn das Wetter gut ist, sehen wir sie mitunter 30 Minuten nicht.“ Nach dem Freiflug springt die Truppe in das mittlere Abteil ein, in dem sie dann auch gefüttert wird und die Nacht verbringt. Der Weibchenschlag ist übrigens so konzipiert, dass in den Abteilen links und rechts je 12 Zellen angebracht sind und das Ruheabteil die Mitte bildet. Den Weibchen steht dort ein Regal mit 16 cm breiten Fächern zur Verfügung. Sie sitzen, ähnlich wie bei
A. Roodhooft, auf einem Holm. Am Einsatztag, übrigens auch meistens Badetag für die Damen, sehen sich die Partner nicht. Ihre Vögel sitzen die Woche über bei Karsten, der sie dann nach Abschluss des Einsatzgeschäfts fiegen lässt. Die Entfernung von ca. drei Kilometern bewältigen sie locker, sodass sie am Flugtag ihre besseren Hälften in Empfang nehmen können. Ein kleiner Hinweis: Mit der 40-köpfigen Männchenmannschaft verfährt man anders. Hier dürfen sich die Partner bis zu 45 Minuten sehen, bevor sie eingekorbt werden und sich für ungefähr 30 Minuten in der Garage abkühlen können.

Nach dem Flug

Am Rückkehrtag werden die Partner der Reiseweibchen zunächst für zwei Stunden
zum Freiflug ausgesperrt, um sich auszutoben, dann erfolgt die Fütterung und das wöchentliche Bad in der Voliere.
Ungefähr 30 Minuten vor der errechneten Ankunft werden sie in ihre Zellen gesperrt. Nach der Ankunft dürfen die Weibchen zunächst für eine Stunde zu
ihren Partnern und werden dann getrennt
und in das Ruheabteil gesetzt, wo sie ausgiebig fressen können. Danach dürfen sie wieder zu ihren Vögeln. Dieses Prozedere wird bis zu drei Mal wiederholt, bevor sie dann endgültig getrennt werden. Dazu Matthias: „Anders als bei der totalen
Witwerschaft, wo beide Partner die
gleiche Anstrengung hinter sich haben, sind bei unserer Methode die Vögel
völlig ausgeruht und bedrängen ihre Weibchen derart, dass diese kaum zum Fressen kommen. Es muss aber das Ziel sein, den Speicher wieder schnell aufzufüllen. Daher diese Maßnahme, die natürlich sehr zeitaufwendig ist. Aus diesem Grund lassen wir die Paare auch nie über Nacht beisammen. Vielleicht erreicht man damit eine stärkere Bindung, aber wir haben
damit keine gute Erfahrung gemacht.“

Tägliches Training

Um die notwendige Grundkondition bei der Weibchentruppe zu erhalten, wird ca. drei Tage nach der Eiablage der Freiflug, auch mittels Fahne, sukzessiv auf 30 bis 60 Minuten verlängert. Zur Vorbereitung auf die Reise werden die Tiere drei Mal auf 25 km privat weggebracht. Zwischen den Touren wird nicht gefahren, denn beide Sportfreunde sind berufstätig.
Außerdem glaubt man nicht so sehr an die Wirkung des Fahrens, denn es gibt genügend Züchter, die, auch ohne ständig auf der Autobahn zu sein, hervorragende Ergebnisse vorweisen können. Ein kleines Detail am Rande: „In der Vorbereitungsphase im März/April simulieren wir einige Male den Ablauf eines Fluges, d.h., unsere Reisetiere kommen freitags in Boxen, werden dann zu
Karsten gebracht, dort erhalten sie
Futter und Wasser, übernachten dort und werden am Samstag früh gestartet. Wichtig ist, dass sie den Rhythmus kennen lernen. Sicherlich viel Arbeit, aber sie lohnt sich“, führt Matthias aus. Bereits am Tag nach dem Preisflug erhalten die Weibchen Freiflug und sollten möglichst schon 20-30 Minuten in der Luft sein. Ausgenommen sind natürlich die, denen der Flug richtig zugesetzt hat. „Weibchen müssen in der Gruppe fliegen. Sie müssen als geschlossene Mannschaft auftreten. Dieses Verhalten ist noch ausgeprägter als bei den Witwern. Tiere, die die Truppe immer wieder runterziehen, müssen ggf. entfernt werden“, so Matthias.

Fütterung

Eine knappe Fütterung, wie öfter propagiert, lehnen die Ploogs ab. Von der Rückkehr an wird gehaltvoll gefüttert. In der ersten Wochenhälfte gibt es eine Mischung aus Sontjens, Ruku Power-Mix und Gerry Plus Black Lable. Ab dann erhalten die Weibchen Drapa WM, Hirnmischung und Power-Mix. Ziel ist es, zu Wochenbeginn eiweißreich und zum Wochenende fettreicher zu füttern. Hinzukommen, je nach Bedarf, Sonnenblumenkerne, Mais, Erdnüsse und Hanf. Es wird immer satt gefüttert, sodass ungefähr 20 % der Mischungen liegen bleiben. „Wer zu knapp füttert, kann den Sub-stanzverlust der Tiere nicht auffangen, jedenfalls nicht, wenn man wie wir aus der Ostrichtung reist. Wir füttern auch immer in kleinen Portionen und wenn die aufgefressen sind, wird nachgefüttert. Deshalb dauert die Fütterung auch länger als bei anderen Sportfreunden. Futter steht und fällt mit der Qualität und weniger mit der Zusammensetzung. Wenn wir Beiprodukte an das Futter mischen, dann immer an eine Hälfte. Ist die aufgefressen, gibt es die zweite Hälfte der Ration pur. Für uns sind zwei Produkte von Röhnfried unabdingbar: Blitzform und K+K Protein 3000.
Wichtig ist in der Versorgung die Kontinuität beim Einsatz des Futters und der Ergänzungsprodukte, sonst überfordert man den Stoffwechsel der Tiere.

Selektion

Es gibt Weibchen, die eignen sich nicht für die Witwerschaft. Entweder zeigen sie lesbische Neigungen, fliegen nicht genug am Haus oder verstehen das
System nicht. Dazu Matthias: „Wir schätzen eher den ruhigen Typ. Sie müssen auch nicht unbedingt auf den Züchter fixiert sein. Sie sollten in den ersten zwei Generationen weibliche Vorfahren haben, die bereits als Witwen geflogen haben, sodass auf diesem Wege bestimmte Wesensmerkmale bereits verankert sind. Wir versuchen, die Weibchen bereits als Jungtiere zu konditionieren, indem wir die Jungtauben Mitte Juni trennen und die Jungweibchen ab dann wie die Alten führen.“

Die Leistungsträger

Ehre wem Ehre gebührt, daher hier die beiden Leistungsträger, die diese Bezeichnung wirklich verdienen. Der 04962-11-30 fliegt in der abgelaufenen Saison 13/13 Preise und 1113 As-Punkte. Er wurde bestgereiste Taube in der Regionalgruppe (5 RVen). Allein in 2015 flog er einen 1., 2., 3., 5., 6., 11., 12., 21. u. 26. Konkurs gegen durchschnittlich 1800 Mitkonkurrenten. Er ist ein Enkel der  Stammtaube 97-901 (Roeper) und Enkel des Eurostar 802 (Prange). Und dass das Weibchensystem Marke Ploog funktioniert, sieht man an der 04962-12-204. Sie fliegt 13/11 Preise und wird 2. As-Täubin Regional. Die Täubin flog bereits in den Vorjahren drei „Erste“, hiervon zwei 1. in der Regionalgruppe. Zur Abstammung: Ihr Vater ist ein Sohn Bettini von Gaby Vandenabeele, ihre Mutter kommt aus dem 05-303, der es auf vier „Erste“ und insgesamt 33 Preise mit über 3000 As-Punkten in drei Jahren brachte.

Worauf kommt es im Taubensport an, will man Erfolg haben?

Dazu noch mal Karsten Ploog: „Es gibt viele Einflussgrößen für den Erfolg oder Misserfolg. Wichtig ist der Spaß an dem, was man macht. Den größten Einfluss hat die Qualität der Tauben, ergo sollte man sich darauf konzentrieren.“

Wichtigste Erfolge 2015

Bundesebene

1. RV-Verbandsmeister a. Bundesebene

21. Meister Zeitschrift Brieftaube

41. Verbandsmeister

RegV/ RegVGrp

1. RegVGruppenmeister intern

Bester Vogel RegV Gruppe (5 RVen)

1.  Meister Zeitschrift Brieftaube RegV 100

3.  Verbandsmeister RegV 100

RV u. FG

1. 1.  FG-Meister

1.  RV-Meister

1.  RV-Weibchenmeister

1.  RV-Jährigenmeister

9 x 1. Konkurs

Einige Flüge 2015

31.05., Pila, 422 km, 4027 Tb regional, selbst: 42/ 29, 2., 3a., 3b., 10., 11., 24., 25., 26. usw.

11.07., Pila, 422 km, 2524 Tb. Regional, selbst: 33/29, 1., 2., 3., 6., 7., 9., 12., 19., 25., usw.

18.07., Suchan, 324 km, 2031 Tb. Regional, selbst: 45/32, 1., 4., 7., 10., 16., 17., 18., 19.

 

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