Kurt Artz – der emsige Stratege aus Übach-Palenberg

Kurt Artz und seine Frau Brigitte mit dem As-Vogel 1078
Kurt Artz und seine Frau Brigitte mit dem As-Vogel 1078

Zwischen den Flüsschen Wurm und Übach in der Saarstraße befindet sich die Heimat der Artz-Tauben. Die beschauliche knapp 25.000-Einwohner-Gemeinde Übach-Palenberg liegt ganz im Westen der Republik. Von dort aus muss sich die Mannschaft von Kurt Artz in südwestlicher Flugrichtung beweisen. Auf Regionalverbandsebene werden 7.000 bis 8.000 Tauben von ca. 350 Züchtern gespielt, Kurt Artz selbst setzt zwischen 40 und 50 Reisetauben. Blickt man auf die erfolgreichsten Flüge der vergangenen Jahre, fällt auf, dass er seine Tauben auf die eher längeren Distanzen ab 430 km hervorragend vorbereitet. Woran das liegt und wie er das anstellt, möchte ich versuchen zu erörtern.

„Hinten stechen die Bienen.“ Ein einfaches Sprichwort, das im Hause Artz zum Leitspruch für eine erfolgreiche Saison steht. Einer möglichen Frühform wird gezielt aus dem Weg gegangen, indem die Reisetauben erst spät im Frühjahr verpaart werden und somit möglichst lange damit beschäftigt sind, ihre Jungen aufzuziehen. „Die ersten drei Flüge sind mir nicht so wichtig, die letzten dafür umso mehr.“

Wie „in fast jedem Jahr“, so beklagt Kurt Artz, „hatten wir es wieder mit vielen Greifvogelattacken und extrem wetterbedingten Flugverschiebungen“ zu tun. Dennoch kann er auf eine durchaus erfolgreiche Saison zurückblicken: Sieben Erste Konkurse bei Jung- und Alttierreise, 2. Regionalverbandsjungtiermeister, 4. Regionalverbandsjährigenmeister, auf RV-Ebene in den Meisterschaften kaum zu schlagen.

Schlaganlage

Bereits im Röhnfried Courier 2016 war zu lesen, dass Kurt beim Taubenschlag viel Wert auf eine hervorragende Belüftung verbunden mit einem trockenen, möglichst konstanten Innenraumklima legt. Der Eigenbauschlag nach dem „Dosen-Prinzip“ ist zum großen Teil mit Holz verkleidet, das bindet die Luftfeuchtigkeit und verhindert im Winter eine zu starke Auskühlung. Im Sommer heizt sich der Schlag in der Regel nicht allzu sehr auf; so sollte es zumindest sein! Kurt, als stets fleißiger Tüftler, versetzte seinen Vogelschlag um wenige Meter „nach hinten“. Dadurch staute sich die Hitze im Sommer offenbar so sehr in diesem Schlag, dass die Flugleistung und -freude der Vögel deutlich sank. Die Weibchen hingegen flogen aus ihrem gewohnten und unveränderten Schlag überragend. Der Westfale zieht seine Schlüsse und sagt sich: „Der Versuch ging schief, ich versetze den Vogelschlag einfach wieder zurück nach vorne.“

Kurt Artz vom Röhnfried Racing Team

Die Stars im Team

Die „10“ und die „11“ sitzen „ganz vorne in der Lok“, führen die Mannschaft von Kurt quasi an. Beide stammen aus dem starken 2013er Jahrgang. Die 1013-13-11 wurde bereits im letzten Jahr vorgestellt. Vater dieser Ausnahmetaube ist der 6667-07-867 aus der Linie Louis Adriaenssen, mütterlicherseits geht sie auf den Stamm Wouters Coremans zurück. Dieses Weibchen fliegt bei 41 Einsätzen sage und schreibe 40 Preise! Dass es nicht nur Schwanzpreise sind, zeigt die Bilanz ihrer Überlegenheit innerhalb der RV-Konkurrenz: 3 x RV-Beste in vier Jahren! Zusätzlich bestes Weibchen im Regionalverband 411 im Jahr 2014!

Mit der 1013-13-10 hat Kurt ein weiteres Kämpferherz auf seinem Schlag. Sie fliegt bei 29 Touren 27 Preise. Die „10“ stammt aus der reinen Artz-Linie. Vater ist der 6667-08-1078, Mutter ist die 6667-08-1050. Zusammen bilden sie das „Goldene Paar“.

Saisonvorbereitung

In den letzten drei Wochen vor dem ersten Preisflug werden die Tauben ein- bis zweimal pro Woche zum Training weggebracht. Zwischen den Preisflügen gibt es für die Mannschaft nur Training am Haus. „Das muss reichen“, sagt Kurt. Die Tiere sollen ihre „Körner lieber für die weiteren Preisflüge aufheben.“

Ab dem 1. März gibt es für die Reisetauben Carni-Speed, Hessechol und Avitonikum Aktiv als Zusätze über das Wasser bzw. Futter. Carni-Speed sorgt durch seinen Hauptbestandteil L-Carnitin für einen guten Fettstoffwechsel bei den Tauben. Dadurch wird einerseits ein eventuell entstandenes „Winterspeckpölsterchen“ zuverlässig abgebaut, andererseits kann der Organismus die ihm zur Verfügung gestellte Energie in Form von fetthaltigem, „schwerem“ Futter leichter in „Flugenergie“ verarbeiten. Darüber hinaus dienen das enthaltene Magnesium und Selen der Muskelfunktion. Deutlich erhöhte Flugfreude bei den Tauben ist der Effekt.

Außerdem wird jede Reisetaube drei Wochen vor dem ersten Preisflug direkt mit den Nasentropfen Rozitol behandelt. Diese Aktion führt Kurt etwa alle vier Wochen während der Reise durch. Dazu gibt er einen Tropfen in jedes Nasenloch der zu behandelnden Tauben. Zusätzlich kommt montags Rozitol in die Tränke – 30 Tropfen pro Liter Wasser. Die Wirkung ist schon kurz nach der Verabreichung sichtbar: Die Luftwege der Tauben werden entschleimt, es kommt zu freien Atemwegen, die Tauben können pro Atemzug mehr Luft in ihre Lungen aufnehmen, das Atmen fällt ihnen leichter, es kommt zu einer natürlich hervorgerufenen Leistungssteigerung! Vergleichen wir es pragmatisch mit uns selbst: „Mit einer freien Nase fällt auch uns das Joggen leichter.“

 Die Reise

Während der Reise genießen die Artz-Athleten eine breite Palette an Produkten aus dem Haus Röhnfried. Neben Blitzform, Entrobac, Bt-Amin forte, Rotosal und Mumm kommt das Jungtierpulver zum Einsatz. Das Jungtierpulver unterstützt eine gesunde Darmflora und damit den Aufbau eines starken Immunsystems. Besonders nach Stress, wie schweren Preisflügen, Impfungen oder notwendigen Kuren, ist es wichtig, dass die Taube auf eine intakte Darmflora zurückgreifen kann. So wird gewährleistet, dass ein potentieller Formverlust zügig wieder zum Formaufbau umgekehrt wird.

Es wird nur ein Partner gespielt. Dabei paart Kurt die Zuchtweibchen an die Reisevögel und die Zuchtvögel an die Reiseweibchen. Hier lässt er das Prinzip „Liebesverpaarung“ walten, um eine möglichst enge Bindung der Partner untereinander zu erzielen.

Die Jungtauben werden vom 1. April bis 21. Juni verdunkelt. Ab dem 21. Juni genießt die Jungtruppe „Zusatzlicht“ nach der Lichtmethode. Kurt trennt seine ca. 60 Jungtauben nach Geschlechtern. „Füttern nach Maß, aber immer satt“, antwortet er, wenn man ihn nach seinem Fütterungsstil fragt. Er gibt über die gesamte Saison bei Jung- und Alttauben ausschließlich den Power Mix von Mifuma.

Das Training beginnt für die Jungen etwa 6 Wochen vor dem ersten Preisflug. Training zwischen den Flügen wurde in diesem Jahr getestet, indem die Mannschaft auf 90 km zu einem Gemeinschaftstraining mit dem Kabi geschickt wurde. Kurts kurzes Fazit: „Ich konnte darin keine Verbesserung erkennen.“ Welche „Verbesserung“ in der Reiseleistung hätte überhaupt noch erreicht werden können? – 42 seiner knapp 60 Jungathleten flogen 6/4, 6/5 oder gar 6/6 Preise.

Zukunftsmusik

Der traditionelle Taubensport, so wie er im Hause Artz gelebt wird, ist in unserer Gesellschaft immer rückläufiger. Eine „moderne“ Entwicklung sieht Kurt in den Tribünenflügen. Er selbst hat noch keine Tauben zu solchen Rennen angemeldet, steht dem aber nicht abgeneigt gegenüber. Vielleicht lesen wir ja in naher Zukunft den Namen „Kurt Artz“ auch in den Listen einiger One-Loft-Races, wir dürfen gespannt in diese Zukunft blicken.

Erfolge

Regionalverband 411 Grenzland-West

Erfolge auf RV-Ebene

Regionalverband 411 Grenzland-West

Erfolge auf RV-Ebene

7 x 1. Konkurs

1. RV Meister

1. RV Jährigenmeister

Bestes Weibchen RV 01013-13-11

Bester Jähriger Vogel der RV

1. RV Verbandsmeister

1. Deutscher Verbandsmeister der RV

1. Verbandsjähriger der RV

1. Meister die Brieftaube

1. Klinik Cup

2., 3., 4., 6., 7., 8. weibliche AS-Taube des Verbandes

 

Erfolge auf Regionalverbands-Ebene

3. Regionalverbands- Jährigenmeister

3. Regionalverbands-Jungtaubenmeister

2. Regionalverbandsmeister die Brieftaube

 

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