Wellensittiche und andere Ziervögel züchten leicht gemacht

Ziervögel wie Wellensittiche oder Zebrafinken sind sehr beliebte Haustiere. Wer sich intensiv mit ihnen beschäftigt, spielt vielleicht auch mit dem Gedanken, selbst Ziervögel zu züchten. Doch vor der Ziervogelzucht müssen einige Aspekte beachtet werden.
Welche genau das sind, erklären wir Ihnen in diesem Artikel.

1) Kann jeder bei sich zu Hause Ziervögel halten und züchten? Gibt es da Vorgaben oder Gesetze z.B. zur Käfiggröße?

Wer Wellensittiche züchten möchte, benötigt hierfür keine Genehmigung. Bei „besonders geschützten Arten“ wie anderen Sittichen oder Papageien sieht das etwas anderes aus. Um mit diesen Vögeln zu züchten, benötigt man vorab eine Zuchtgenehmigung. Außerdem ist man dazu verpflichtet, ein Zuchtbuch zu führen und die Tiere entsprechend zu beringen. Aus diesem Grund sollten sich angehende Vogelzüchter am besten vorab bei dem für ihren Wohnort zuständigen Amtsveterinär informieren.

Darüber hinaus sollte jede/r angehende Züchter/in grundlegende Kenntnisse über die Brut, Aufzucht, Haltung, Ernährung und über Krankheiten verfügen. So können auftretende Probleme schnell erkannt und behoben werden.

2) Welche Ziervogelarten lassen sich auch von Anfängern gut händeln?

Besonders beliebt und empfehlenswert für Anfänger sind neben Wellensittichen auch Kanarienvögel, Rosenköpfchen, Nymphensittiche und Zebrafinken.

Idealerweise sollten sich Interessierte vorab über den Charakter der einzelnen Vogelarten informieren. So verzaubern uns Kanarienvögel zum Beispiel mit ihrem Gesang, während es bei den Nymphensittichen oder Rosenköpfchen schon mal ziemlich laut werden kann.

Wellensittiche werden außerdem sehr zutraulich und können sogar sprechen lernen. Kanarienvögel hingegen betrachten uns Menschen lieber aus einer gewissen Distanz.

Darüber hinaus sollte sich jeder Neubesitzer ausreichend über die Bedürfnisse der Tiere informieren.
So sollten die Ziervögel immer mindestens paarweise gehalten werden und möglichst viel Platz sowie Bewegungsfreiheit in einem großen Vogelkäfig haben. Außerdem sollten sich die Vögel täglich auch einige Zeit außerhalb ihres Käfigs frei bewegen dürfen.

3) Gibt es Krankheiten, die besonders typisch für Ziervögel sind?

Gesunde Sittiche sind munter und aufmerksam, haben ein glänzendes Gefieder, fressen und trinken normal und zeigen keine Kotauffälligkeiten.
Leider gibt es einige Krankheiten, die besonders häufig bei Sittichen auftreten:

  • Aspergillose
  • Megabakterien
  • Kropfentzündung
  • Legenot
  • Milben und Parasiten (z. B. Trichomonaden)
  • Tumore

Aspergillose

Diese Krankheit wird durch Schimmelpilze verursacht und entwickelt sich schleichend. Erkrankte Tiere zeigen anfangs unspezifische Symptome wie Schwäche, Schläfrigkeit, Gewichtsabnahme und Atembeschwerden. Im späteren Verlauf sind auch weitere Organe wie der Magen-Darm-Trakt betroffen. Eine Behandlung erfolgt individuell und richtet sich nach der Schwere des Befalls. In der Regel ist eine Verbesserung der Symptome möglich. Eine vollständige Heilung ist jedoch zumeist nicht zu erwarten.

Die Krankheit wird als sogenannte Faktorenkrankheit bezeichnet. Das bedeutet, Haltungs- und Fütterungsfehler sowie Stress begünstigen den Krankheitsausbruch. Bei einem gut funktionierenden Immunsystem werden Krankheitserreger zuverlässig abgewehrt. Ist dieses jedoch geschwächt, können Erreger wie Pilzsporen leichter Krankheiten verursachen.
Neben trockener Luft wirken Vitaminmangel und Stress besonders begünstigend auf die Entstehung einer Aspergillose.

Megabakterien

Eine häufige Krankheit bei den Sittichen ist die Macrorhabdiose, verursacht durch Megabakterien. Das sind Hefepilze, die eine chronische Erkrankung des Magen-Darm-Traktes verursachen. Die Krankheit ist nicht heilbar aber gut behandelbar. Neben Durchfall kann man im Kot betroffener Tiere häufig unverdaute Körner sehen und die Tiere würgen oftmals zusätzlich Schleim hoch. Stress, Haltungsfehler und andere Grunderkrankungen wie Tumore oder Infektionen scheinen eine entscheidende Rolle beim Ausbrechen der Krankheit zu spielen.

Kropfentzündung

Ständiges Hochwürgen von Futter kann auch ein Hinweis auf eine Kropfentzündung sein. Kropfentzündungen entstehen oftmals durch Haltungs- oder Fütterungsfehler.

So können Fremdkörper wie Spielzeug, Infektionen (z. B. Megabakterien oder Trichomonaden), ein Vitamin-A Mangel oder säurehaltiges Obst diese Entzündungen verursachen.
In jedem Fall sollte das Tier dem Tierarzt vorgestellt werden.

Legenot

Hat ein weiblicher Sittich Probleme bei der Eiablage, spricht man von einer Legenot. Das Weibchen möchte das Ei ablegen, kann es jedoch nicht, da das Ei im Legedarm oder in der Kloake feststeckt. Die Ursachen können vielfältig sein.

Weibchen mit einer Legenot müssen unbedingt einen Tierarzt vorgestellt werden, da sie sehr schnell zum Notfall werden kann.
Um eine Legenot so gut wie möglich vorzubeugen, sollte auf eine artgerechte Ernährung und einen ausgewogenen Kalzium-Haushalt geachtet werden. Kalzium ist essenziell wichtig für die Bildung der Eischale. Zu wenig, aber auch zu viel Kalzium kann zu Problemen bei der Eibildung führen.

Milben und andere Parasiten

Relativ häufig treten auch Milbenerkrankungen auf. Sie sind nicht nur lästig und unangenehm, sondern können auch ernste Folgen nach sich ziehen. Bei einem Milbenverdacht sollten die betroffenen Vögel unbedingt zum Tierarzt gebracht werden.

Verschiedene Milbenarten wie Grabmilben oder Räudemilben kommen in Betracht. Betroffene Tiere zeigen beispielsweise Veränderungen des Schnabelhorns, Wucherungen um die Augen, am Schnabelhorn, an der Wachshaut oder an den Füßen sowie um den Bereich der Kloake.

Eine weitere häufig auftretende Krankheit, die durch einzellige Parasiten verursacht wird, ist die Trichomoniasis. Sie wird durch Trichomonaden verursacht. Dabei handelt es sich um einzellige Parasiten, die über das Trinkwasser und Futter, bei der Partner- und Jungtierfütterung oder über den Kot übertragen werden.

Die Krankheit verläuft anfangs vollkommen symptomfrei. Erst wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist, zeigen die Tiere Auffälligkeiten wie Atembeschwerden, Durchfall, Würgen und Abmagerung. Oftmals ist zusätzlich das Federkleid im Kopf-, Kropf- & Brustbereich stark verklebt. Da die Krankheit hochansteckend ist, muss immer der gesamte Bestand behandelt werden. Bei frühzeitiger Behandlung ist eine Heilung oft möglich. Bei fortgeschrittener Erkrankung ist eine Heilung hingegen oftmals nicht mehr möglich.

Tumore

Sie gehören mit zu den häufigsten Krankheiten und können sich im gesamten Körper ausbreiten. Sie entstehen durch fehlgesteuertes Zellwachstum und man unterscheidet zwischen gut- und bösartigen Tumoren.

Äußere Tumore sind relativ leicht als „Knubbel“, Schwellungen oder Erhabenheiten erkennbar. Tumore der inneren Organen können die Funktion der Organe einschränken oder Druck auf die benachbarten Strukturen ausüben.

Die Symptome sind je nach Tumorart ganz unterschiedlich. Häufig treten allgemeine Krankheitsanzeichen wie abmagern, apathisch sein, Appetitlosigkeit und ein gesträubtes Gefieder auf.

4) Wie erkenne ich Krankheiten und wie kann ich sie behandeln?

Sittiche sind wahre Verbergungskünstler, denn in freier Natur ist es überlebenswichtig, Fressfeinde nicht auf sich aufmerksam zu machen. Das führt dazu, dass Sittiche Krankheitssymptome lange Zeit verbergen und man schon genau hinschauen muss, um Auffälligkeiten zu erkennen. Aus diesem Grund sollte jeder Vogelbesitzer seine Tiere regelmäßig und aufmerksam beobachten.
Typische Krankheitsanzeichen sind:

  • Absonderung
  • Appetitlosigkeit
  • Apathie und Schläfrigkeit
  • Kauern auf dem Boden
  • Unruhe
  • Kotveränderungen
  • verklebtes Aftergefieder oder Kropfgefieder
  • aufgeplustertes Gefieder
  • Federausfall oder verändertes Gefieder
  • aufgekrümmter Rücken
  • vermehrtes oder hektisches Putzen
  • Atembeschwerden und/oder Schwanzwippen beim Atmen
  • Schwellungen der Haut
  • abnormale Beinhaltung oder Flügelhaltung
  • Nasenausfluss, Augenausfluss

Erkrankte Tiere sollten immer dem Tierarzt vorgestellt werden. Am besten natürlich bei einem Tierarzt, der sich auf Vögel spezialisiert hat.

5) Welche spezielle Fütterung benötigen Ziervögel und welche Nährstoffe dürfen in welcher Lebensphase auf keinen Fall fehlen?

Ziervögel haben während der Fortpflanzungsperiode ganz besondere Bedürfnisse, denn der Körper des Vogelweibchens muss in dieser Zeit Höchstleistungen erbringen. Deshalb sollten die Tiere bereits einige Wochen vor dem eigentlichen Zuchtbeginn mit nährstoffreichem, gesundem Futter versorgt werden. So fördern Vitamin-E und Selen beispielsweise die Leistungsfähigkeit und regen den Paarungstrieb an.

Auch während der Mauser (dem natürlichen Gefiederwechsel) sollten die Ziervögel möglichst nährstoffreich und ausgewogen ernährt werden, denn je mehr Nährstoffe dem Körper zur Verfügung stehen, desto schneller und leichter schreitet die Mauser voran.
Insbesondere essenzielle Aminosäuren wie Methionin und Vitamin-D bzw. die B-Vitamine unterstützen die Mauser positiv, da sie wichtig für die Gefieder- und Hornbildung sind.

6) Ist es sinnvoll, den Vögeln ein regelmäßiges Bad anzubieten?

Baden gehört bei den Ziervögeln zur natürlichen Gefiederpflege dazu. So wird das Gefieder von Staub und Verschmutzungen befreit und gereinigt.
Ein sauberes Gefieder ist aber nicht nur zum Fliegen äußerst wichtig, es schützt die Ziervögel auch vor Kälte. Verschmutze Federn isolieren nicht mehr richtig und lassen vermehrt Kälte durch. Wird das Gefieder beim Baden gereinigt, ist damit auch wieder ein perfekter Kälteschutz gegeben.

Darüber hinaus macht es den meisten Vögeln riesig Spaß, ausgiebig zu baden. Möchte ein Ziervogel jedoch nicht baden, so sollte er keinesfalls dazu gezwungen werden. Jeder Vogel sollte selbst entscheiden, ob er das Angebot eines Bades in Anspruch nimmt oder nicht.

7) Wie steige ich am einfachsten in die Ziervogelzucht ein?

Jeder, der mit dem Gedanken spielt, selbst Wellensittiche, Kanarienvögel und Co. zu züchten, sollte sich zunächst einmal ein umfassendes Wissen zur Zucht, Brut, Aufzucht, Ernährung, Haltung und zu Krankheiten aneignen.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, die Zuchttiere vor der Zucht dem Tierarzt vorzustellen. Dort wird der allgemeine Gesundheitszustand beurteilt. Sind die Zuchttiere gesund, steht der Zucht nichts mehr im Wege.
Natürlich sollten zu Hause entsprechende Zuchtvorbereitungen getroffen werden. Die Haltungsbedingungen und die Fütterung müssen entsprechend angepasst werden.

8) Auf welche Besonderheiten sollte man sich als Züchter von Ziervögeln einstellen?

Leider können bei der Vogelzucht auch immer Probleme auftreten. So können Probleme mit den Eiern selbst auftreten (Windeier, unbefruchtete Eier) und Eier können während der Brut reißen oder aus dem Nest geworfen werden. Manchmal werden Küken auch von den Elterntieren verstoßen und müssen dann anderen Paaren „untergeschoben“ oder per Hand aufgezogen werden.

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