Ein alter Bekannter kehrt zurück: Der nun 60-jährige Rentner aus der Gemeinde Übach-
Palenberg (Ortsteil Frelenberg) war nie weg, aber nichtsdestotrotz immer aktuell geblieben.
Bei meinem Besuch in der Saarstraße in dem kleinen Städtchen Frelenberg fiel mir eins auf: „Transparenz“. Bei der Suche nach seinem Haus musste ich schon auf das Haustürschild schauen, um zu wissen, dass ich hier richtig bin.
Die Häuser in der Siedlung sind alte Zechenhäuser aus den 60ern. Und in einem dieser Häuser wohnt der Spitzenspieler Kurt Artz seit 1982 mit seiner überaus freundlichen Frau Brigitte.Von außen sieht man nicht, dass hier Taubensport auf höchstem Niveau gelebt und gespielt wird. Kurt war immer am Ball und die letzten Jahre zeigen, wie der Ball gespielt wird.
In seinem Garten, der liebevoll von seiner Brigitte gehegt und gepflegt wird, findet man den Schlag der Begierde. Eingebettet von Blumen und Pflanzen steht der Gartenschlag in L-Format Marke Eigenbau, die lange Front obliegt den Reisetauben Vögel/Weibchen und in der kurzen Seite sind die Jungtauben untergebracht.
Der Schlag besteht zu 90% aus Holz. Er ist sehr zweckmäßig und einfach so, wie ihn Kurt sich wünscht. Funktionieren muss er sonst nicht, was die Leistungen der letzten beiden Jahre eindeutig beweisen. Auch die Inneneinrichtung ist sehr einfach und zweckgebunden. Wer hier eine pompöse Anlage erwartet, ist fehl am Platz. Den Tauben ist es egal, ob sie aus einer Apfelsinenkiste fliegen oder einer Witwerzelle vom Schreiner angefertigt. Bei meinen Besuchen in Belgien und Holland findet man sehr häufig Schläge mit einfachen Konstruktionen, wo der Fantasie freien Lauf gelassen wird. Und es sind oft nicht die schlechtesten.
Fazit
Knochentrocken muss er sein, gute Luftzirkulation, geringe Temperaturschwankungen Tag/Nacht und wenn man die Tauben beobachtet, sollten sie sich wohlfühlen, was sich im Gefieder und der Ausstrahlung widerspiegelt.
Liebe Leser und Leserinnen, kontrolliert euch selbst auf eurem Schlag und schon seid ihr ein Stück weiter, denn viele Mosaiksteinchen ergeben ein Ganzes.
Zum Schlag gibt es eine Besonderheit, was das Lüftungssystem anbelangt. Der Schlag wird nur belüftet durch die alten Dachpfannen, die Decke ist komplett offen, also
System „Dose“.
Kurt sagte mir, dass er die Vorderfront mit Papier zugestopft hat, damit keinerlei Zugluft entstehen kann. Im Hochsommer kommt es selten mal vor, dass er die Schieber am Ausflug wegschiebt, sodass Frischluft
hineingelangt. Vielleicht ist das auch eine Gelegenheit für den „Leser“, seine eigenen Schlagverhältnisse einmal auf den Prüfstand zu stellen.
Stichwort „Transparenz“: Die Einfachheit, wie Kurt zu Werke geht, ist schon beein-
druckend. Ich hatte nie den Eindruck, dass hier ein Mann am Taubenspielen ist, der nach Schema „F“ verfährt. Dies ist auch ein guter Übergang zur Versorgung seiner
Brieftauben.
Sein System ist das Spielen mit Weibchen und Vögeln (ein Partner immer zuhause), einzige Besonderheit: Die Reiseweibchen bekommen die Zuchtvögel zum Partner.
„Vor der Saison wird ein Tierarzt meiner Wahl aufgesucht, in den meisten Fällen sind dies Dr. Peeters oder Raf Herbots, um die
Tiere nicht blind zu kuren, denn da liegt schon sehr oft der erste Fehler, der begannen wird.“ Mit den Zuchttauben wird eine Winterzucht betrieben. Die Reisetauben verpaart er spät im Frühjahr, sodass er ab Juni eigentlich mit dem Reisesystem beginnt.
O-Ton Kurt: „Hinten stechen die Bienen.“
Stichwort Röhnfried:
Bei der Ankunft seiner Tauben vertraut er den Produkten Bt-Amin Forte und Rotosal.
Durch den hohen Gehalt an B-Vitaminen, ist er der Meinung, erholen sich die Tauben sehr schnell. Die nächsten beiden Tage stehen ganz im Zeichen der Regeneration, wobei er uns einen guten Tipp verrät: Jungtierpulver in warmem Wasser aufgelöst und mit Hessechol vermischt. Er ist der Meinung, dass die Tauben dadurch rund werden und an Gewicht zulegen, wie der Beweis von rotem Brustfleisch zeigt. Und sind wir mal ehrlich, wer hat schon am nächsten Tag nach der Ankunft Tauben mit rosarotem Brustfleisch? Also, ein Versuch ist es wert.
Um in den nächsten Tagen den Infektionsdruck in Sachen Trichomonaden etc. in den Griff zu bekommen, gibt er UsneGano ins Wasser, was eine natürliche Desinfektion mit sich bringt.
Dieses wird kombiniert mit Avitestin. Das hat einen hohen Gehalt an Buttersäure und diese Buttersäure wirkt wahre Wunder in der Darmflora. Die Tauben setzen damit Kurts Meinung nach einen sichtbar besseren Kot ab. Ergänzend wird dem Futter Anfang der Woche Atemfrei und Entrobac zugefügt.
Zum Ende der Woche wird die sogenannte Leckerlimischung mit Rotosal versüßt,
was laut Kurt nochmal einen Schub an
Energie und Boost mit sich bringt. Aber dies geschieht erst ab der zweiten Saisonhälfte.
Die Witwer (53 Stck.) und Weibchen (16 Stck.)
müssen täglich eine Stunde am Haus
trainieren. Trainingsflüge unter der Woche macht Kurt nur bis 250 km und das mit Sportfreunden. Wenn man Kurt nach den Futtersorten fragt, nennt er die Mischungen von Mifuma:
Mifuma Zucht + Mauser Premium, Mifuma Power-Mix, Mifuma-Energy sowie Mifuma Mauser Exklusiv. Bei größeren Entfernungen kommt noch ein Teil Hanf hinzu.
Zum Spiel mit den Jungtauben
Diese werden vom Absetzen an bis Mitte Juni verdunkelt. Ab dem längsten Tag, dem 21. Juni, werden sie dann belichtet und nach Geschlechtern getrennt. Kurt spielt sehr gerne mit den Jungen, da die Flüge bei den Jungen noch teilweise mit Kleingeld gewettet werden. Angeboten werden im RV-Programm maximal 6 Flüge ohne die Trainingsflüge. Dienstags oder Mittwochs werden die sogenannten „Kartoffelflüge“ beschickt, was natürlich für die Jungen ein großer Vorteil ist für ihre weiteren Aufgaben im nächsten Jahr.
Stammtauben
Alles fing mit den Janssen-Tauben (van Boxtel) an, die für gute Ergebnisse sorgten. Im Laufe der Jahre formte sich Kurt seinen eigenen Stamm, der die Hermes (Piet),
Wouters-Coremans und Louis Adriaenssen als Stammtauben beinhaltet. Später hielt auch die Nachzucht von Günter Prange (802) über Sportfreund Kröger Einzug im Hause Artz. Insgesamt sorgen so ca.15–17 Zuchtpaare für den entsprechenden Nachwuchs (ca.100 Junge). Über den Winter werden so ca. 100–120 Tauben gehalten.
Die Tauben
Seine Tauben verfügen über ein weiches Gefieder, die Muskulatur und Harmonie sind in vollem Maße ausgeprägt. Nur, so Kurt, eine Taube fällt aus der Reihe, die „01013-13-11“ – ein sehr kleines, aber energiegeladenes Weibchen. In ihrer Abstammung findet sich die Linie Louis Adriaenssen (Vater) und Wouters (Mutter) wieder. Die „11“ wurde jung gespielt mit „voll Haus“, ein Jahr später, also 2014, jährig, flog sie 10/10 und wurde RV-bestes Weibchen sowie im Regionalverband.
Der 06667-12-625 ist ein Vollbruder des „1078“ und fliegt 2014/2015 wieder überragend. Man sieht, dass die Qualität vor der Quantität steht, und nur das ist heute entscheidend über Sieg und Niederlage.
Leider wurde das Reisejahr kein gutes, der 10. Flug Angerville wurde eine Katastrophe, wo auch viele gute Tauben auf dem Felde der Ehre blieben. Nach diesem Flug stellte die RV das Reisen ein. Kurt hatte noch gute Chancen auf eine vordere Platzierung, also spielte er den letzten Flug Orléans mit. Das erwies sich als richtig, denn seine Tauben flogen ihm die Regionalmeisterschaft nach Hause. Ich bin überzeugt, dass wir von Kurt Artz in den nächsten Jahren noch viel hören werden, was natürlich auch damit zu tun hat, dass er jetzt mit seiner Frau Brigitte im verdienten Ruhestand verweilt und diese Zeit mit seinen gefiederten
Freunden verbringt.
Erfolge
Meisterschaften 2014:
1. & 2. Bestes Weibchen RegV
1. RegV Meister
1. RegV Jährigen Meister
1. RegV Weibchen Meister
1. RegV Jungtauben Meister
Meisterschaften 2015:
2. RegV Meister
4. RegV Jährigen Meister
4. RegV Meister „Die Brieftaube“
7. & 10. As-Weibchen RegV
Beste Flüge 2015:
30.05. Audeville 427 km RV
gegen 471 Tauben
1.,4.,5.,14.,16.,21.,22.,23.,24., … (49/23)
13.06. Pithiviers 434 km RV
gegen 397 Tauben
1.,2.,3.,5.,9.,14a., 14b.,17.,18., … (46/35)
20.06. Orleans 472 km RV
gegen 368 Tauben
1.,2.,3.,4.,6.,8.,14., … (41/23)
RegV
gegen 7429 Tauben
4.,5.,6.,8.,25.,55., … (41/27)
18.07. Andrezel 368 km RV
gegen 265 Tauben
4.,5.,6.,12.,13.,15.,16., … (29/17)