2000 fingen Hilaire und Nadia mit der Taubenzucht in Nieuwerkerken an und schon in diesem ersten Jahr wurden sie mit den Jungtauben 1. Nationaler Champion von Belgien KBDB. Von Anfang an stand fest, dass sich diese Taubenkolonie auf Wettflüge bis zu 600 km konzentrieren würde. Damals waren beide auf „freiberuflicher“ Basis aktiv und spezialisiert auf „Versteigerungen“. Ihre erste Versteigerung hielten sie bereits 1986 ab, wir reden hier also von mehr als 30 Jahren Erfahrung! Hilaire hat viel von seinem „Lehrer“ Filip Herbots gelernt. Vor 10 Jahren, im Jahr 2005, stand er dann vor dem Dilemma: weiterarbeiten als „studierter Pädagoge“ oder voll und ganz in den Taubensport einsteigen, mit allem, was dazugehört. Beides ließ sich nicht länger miteinander vereinbaren. Die Entscheidung war schnell gefällt, und La Colombophilie Belge (eine französische Taubenzeitschrift) zog vollständig nach Nieuwerkerken um.
Selbstverständlich brauchten die beiden eine Weile, um sich an alles zu gewöhnen, aber Hilaire und Nadia waren füreinander da und stellten ein aktuelles Magazin auf die Beine, das derzeit in zwei Sprachen (Französisch und Niederländisch) erscheint. Außerdem haben sie sich weiter spezialisiert auf „Versteigerungen“ und arbeiten so weiterhin mit der Familie Herbots zusammen. Die Versteigerungen werden stets auf der Webseite der Herbots‘ präsentiert. Dort können die Züchter ein Angebot abgeben, bevor die eigentliche Auktion – ganz traditionell – in einem Auktionssaal abgehalten wird. Die Versteigerungen finden jedes Wochenende von Ende Oktober bis Mitte Februar statt. Vor etwa 15 Jahren kam Hilaire in Kontakt mit Röhnfried und zwar über den phänomenalen Reporter Ludo Geerts. Vertrauen und die Kraft der Natur waren der Gesundheit im Schlag von Nieuwerkerken stets zuträglich.
Ein Überblick über die Saison 2015
Sie starteten mit einer Gruppe von 40 Männchen und 40 Weibchen, die nach dem Prinzip der totalen Witwerschaft fliegen, darunter waren 30 Alt- und 50 jährige Tauben. Im Frühjahr 2015 wurden diese Tauben mit freier Partnerwahl verpaart und ein paar von ihnen konnten ihre Jungen aufziehen. Dennoch soll 2016 das alte System wiederaufgenommen werden: Jungtiere werden nicht mehr aufgezogen, denn das scheint sich nachteilig auf die Mauser auszuwirken. Die Alt- und die jährigen Tauben nehmen jede Woche an Flügen teil, ab Mitte April bis zur letzten Augustwoche. Das heißt, sie müssen 22 Wochen lang arbeiten und die Tauben bleiben selten zuhause. Die Strecken, die sie zurücklegen, bewegen sich zwischen 120 und 400 km während der ersten 6 Wochen und danach zwischen 300 und 600 km.
Verdunkeln – belichten…
Sowohl die Alt- als auch die jährigen Tauben, Männchen wie Weibchen, werden anfangs von 18.00 Uhr bis 7.30 Uhr verdunkelt, bis zur ersten Juniwoche. Ab dem 21. Juni
kriegen sie mehr Licht.
Dafür kommen I-Light-Lampen der Firma Röhnfried zum Einsatz. Das Licht dieser Lampen kommt dem natürlichen Tageslicht sehr nahe und Hilaire und Nadia sind 100% zufrieden damit. Sie benutzen die Lampen inzwischen sogar in ihrem eigenen Büro, wo sie sich täglich viele Stunden aufhalten.
Vor der Saison wurden die Tauben geimpft gegen Paramyxo, Paratyphus und Pocken. Während der Saison wurden die Tauben alle 3 Wochen von dem Tierarzt Raf Herbots untersucht, mit dem sich Hilaire dann fast wöchentlich austauschte. Im März, in Vorbereitung auf die Saison, bekamen die Tauben über eine Zeit von 3 Wochen Hexenbier kombiniert mit Avitonikum Aktiv und Atemfrei. Dank dieser Mischung verlief die Mauser der Daunen optimal. Das Brustfleisch war schön rosa und die Atemwege sauber. Kurz, sie waren in bestem Zustand! Als Nächstes stand das tägliche Training an, einmal pro Tag, immer morgens. Erst die Weibchen und dann die Männchen ebenfalls für 1 Stunde.
Das war die Saison 2015
Anfang April wurden die Tauben mit dem Auto einmal 20 km und einmal 25 km gefahren. Ihr erster Flug war am 12. April, Chimay (110 km), wo sie bereits den ersten Sieg einfuhren: 1. – 285 Jährige (ein Sohn des „Father Bolt“, Vater der Besten Jungtaube von Belgien, Ursprung Jespers van der Wegen, dieses Männchen wurde auf einer LCB Auktion ersteigert, x einem Michel Vanlint Weibchen – Abstammung Nationaal I, Schellens). Am 10. Mai wieder ein Sieg in Laon (176 km): gegen 237 Jährige einen
1. (680-14, von Oortje 027-9, Stamm Nationaal I x Pluimpoot Michel Vanlint, Stamm Nationaal I) und auch einen 2. Platz (764-14: von dem Bruder Golden 770-10). Die Tauben waren bereit für die schwere Mittelstrecke und das konnten sie erstmals am 16. Mai beim Interprovinzial Vierzon beweisen, wo sie den 4. Platz gegen 3.271 Alttauben gewannen (990-13, Tochter Asterix 135, Stamm Nationaal I) und 52. (470-13, Sohn Jos’07 x 700 Herbots-Weibchen x Stamm Nationaal I). Mit den Jährigen 16. gegen 1.295 Jährige
(578-14, Tochter Asterix 135, Stamm Nationaal I). An demselben Wochenende flog eine andere Gruppe in Sourdon (292 km) und gewann 2., 3., 5. mit den Alttauben und 2., 3., 5., 6., 8., 9. gegen 171 Jährige. Am 30. Mai, Sourdun (292 km), 188 Jährige: 2. (772-14, Enkelin des berühmten Yvan, Herbots-Brüder), 5., 8. Platz. Aber dann hatten die Tauben ein Tief…
Sie erholten sich nicht gut nach einem ziemlich schwierigen Flug und in gegenseitigem Einvernehmen mit dem Tierarzt wurde der Großteil der Tauben für zwei Wochen zuhause gelassen. In dieser Zeit wurden die Tauben individuell auf Trichomonaden behandelt und erhielten Hexenbier über 2 Wochen (die erste Woche mit Hessechol). Während die Tauben in ihren Ursprungszustand zurückversetzt wurden, mauserten sie in kürzester Zeit viele Daunen und fanden bald wieder zu ihrer Vitalität zurück. Ein Teil des Teams wurde für Montargis (370 km) eingekorbt und hier gewann 543-14 („El Petito“, Sohn der gegenwärtigen Super-Zuchttaube Boonen, 13×1 x Golden Driesje, Mutter Blitzy Blois, Olympische As-Taube Herbots) lokal 1. gegen 389 Jährige und auf semi-provinzialer Ebene 2. gegen 1.482 Jährige. Eine Woche später wurde das gesamte Team für Chimay (110 km) eingekorbt und die Ergebnisse waren 2., 3., 4., 5., 8., 9., 10., 12., … Rhythmus und Zustand der Tauben waren wieder die alten. Die erfahreneren Tauben wurden für den nationalen Flug Châteauroux (520 km) am 11. Juli eingkorbt; TOP national gegen 10.933 Alttauben: 9 (438-13, Herbots Stamm Nationaal I), 149., 237., … in der Kategorie der Jährigen gegen 18.658 Jährige: 27 (619-14, Tochter der Super-Zuchttaube E Limbourg). Der Rest der Gruppe fuhr an dem Wochenende nach Montargis (369 km) und auf semi-provinzialer Ebene gewannen sie (gegen 2.154 Alttauben) 22. (474-13, Tochter der Super-Zuchttaube Boonen 13×1 x Schwester Golden 770) und 23. (761-14, Stamm 1 Nat Châteauroux VdMaelen x Nationaal I). Am 26. Juli fand der Provinzialflug von Sourdun (292 km) „Kom Op tegen Kanker“ statt. Hier wurde 543-14 („El Petito“, Sohn der Super-Zuchttaube Boonen 13×1 x Golden Driesje) der schnellste des Mittelsektors gegen 3.077 Tauben. Am 21. August fand der Klassik-Flug von Bourges (468 km) statt: National gegen 9.256 Alttauben – der 028-13 (Spitzenmännchen, alter Stamm Meulemans – Clerinx – Herbots) gewann Platz 41 National. Eine Woche später, am 8. August, in Châteauroux KBDB National (520 km), ein Disaster in Belgien (in der Provinz Limburg blieben die Preise offen von Samstag bis Montagabend!), gewannen sie auf Provinzialebene den 1. und 2. Platz in der Kategorie der 815 Jährigen – der Sieger (783-14, Herbots, Stamm Nationaal I,
x Vanlint, Stamm Nationaal I) war auch der Schnellste der Provinz gegen 3.000 Tauben. Außerdem 1. Provinzial gegen 1.538 Jährige und National gegen 5.868 Jährige 5., 21. Nach diesem sehr schwierigen Flug bekamen die meisten Alttauben und Jährigen eine Pause.
Und der Nachwuchs
Das Tandem bereitet seine Jungtauben stets auf die Nationalflüge vor. Die Vorbereitungsflüge und der Klassik-Flug von Bourges
verliefen wundervoll, aber das Desaster von Châteauroux am 8. August machte alle Pläne zunichte. Danach war der Großteil der Tauben nicht mehr in der Lage, an weiteren Flügen teilzunehmen. Trotzdem möchten wir einige gute Ergebnisse vorstellen:
08/08, Sourdun (292 km)
Semi-Provinzial, 2.420 Jungtauben:
25., 54., 63., 108., 234. (7/14)
01/08, Bourges (468 km)
National, 36.307 Jungtauben: 9., 113., 159., 219., 259.
01/07, Laon (176 km): 1.434 Jungtauben: 10., 19., 31., 32., 45., 77., 93., 97., 119.
28/06, Mettet (74 km): 1.386 Jungtauben: 1., 2., 57., 59., 61., 64., 59., 98.
Während der Saison gab es einen Leistungseinbruch, möglicherweise wegen des schwierigen Flugs, möglicherweise wegen mangelhafter Versorgung während des Kabinenaufenthaltes. Die Tauben erholten sich durch Gabe von Hexenbier und Hessechol. Während der Saison erhalten die Tauben nach jedem Flug so bald wie möglich 1 K+K Protein Dragee und wenn der Flug sehr anstrengend war, erhalten sie auch K+K Protein 3000-Pulver über das Futter. Diese Proteine stellen die schnelle Erholung der Tauben sicher. Erholung ist sehr wichtig hier, denn nur dann können die Tauben beim nächsten Flug wieder punkten. Nach der Rückkehr vom Flug erhalten sie außerdem Mumm im Trinkwasser. Die Glukose darin liefert direkte Energie und bei Flügen von mehr als 500 km wird noch Rotosal hinzugefügt. Während der Saison 2015 erhielten die Tauben zudem täglich UsneGano und Carni-Speed im Trinkwasser. Dies fördert einerseits die Verdauung und andererseits die Fettverbrennung bzw. eine schnellere Energiebereitstellung. Sofern mehrere Flüge von mehr als 500 km in Folge anstehen, wird außerdem Blitzform gegeben. Zu Beginn der Woche und, wie bereits gesagt, nach anstrengenden Flügen wird K+K Protein 3000 Pulver gegeben. Hilaire und Nadia haben auch gute Erfahrungen mit Entrobac gemacht, das einen positiven Einfluss auf die Darmgesundheit hat. Sind die Tauben bei Gegenwind geflogen, bekommen sie am Abend der Ankunft und die nächsten 3 Tage Avimycin. Dieses Produkt pflegt die Bronchien, was sich unmittelbar an Augenlidern und Nase ablesen lässt, die dann viel weißer sind.
Außerdem erhalten die Tauben stets Avisana-Tropfen für die Augen und zwar vor dem Einkorben sowie nach der Heimkehr vom Flug. Für Jungtauben oder wenn ein wichtiger Flug ansteht, wird diese Prozedur mitunter 4 Mal in der Woche durchgeführt. Um die Tauben schneller mit Energie zu versorgen, erhalten sie abwechselnd Energie-Öl oder Schaffett zusammen mit RO 200 Konditionspulver.
Ein paar Tipps aus Nieuwerkerken
Stellen Sie sicher, dass die Tauben gesund sind und in einem gesunden Klima leben. Desinfizieren Sie die Schläge regelmäßig mit Aparasit. Wenn die Tauben in Kontakt mit Ungeziefer kommen, werden sie nervös.
Möglichst mit Vögeln und Weibchen reisen, da gute Täubinnen meist wertvolle Zuchttiere werden.
Auslese per Hand, nicht nach Abstammung.
Wenn Sie sich einmal für ein bestimmtes System entschieden haben, bleiben Sie möglichst dabei, haben Sie Vertrauen in das System ebenso wie in Ihre Tauben. Wenn Sie dabei bleiben, werden Ihre Tauben Sie früher oder später dafür belohnen. Wie immer führt Einsatz zu Gewinn.
Sorgen Sie für die tägliche Zufuhr von Mineralien. Bei uns gibt es das jeden Morgen, die Tauben nehmen es dankbar an und schwingen sich nie mit leerem Magen in die Lüfte. Außerdem bleiben so eine gute Verdauung und Vitalität erhalten.
Nehmen Sie die Auslese möglichst nach Widerstandsfähigkeit vor. Tauben, die nicht hinterherkommen, passen nicht in die Gruppe.
Mit den Siegertauben möglichst an jedem Flug teilnehmen, denn jeder Flug ist wichtig.
Nichts dem Zufall überlassen.